Mobilität in Deutschland – das Auto als Schutzraum gewinnt an Attraktivität

Die Pandemie hat die Mobilität in Deutschland nicht grundsätzlich verändert, auch wenn in Phasen des Lockdowns das Fahrrad häufiger und der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) seltener genutzt wird. Trotz Covid-19 wird das alte Mobilitätsniveau aber schnell wieder erreicht werden. Vor allem das Auto hat als „Schutzraum“ im Jahr 2020 wieder an Attraktivität gewonnen, während der ÖPNV in der Anfangszeit der Pandemie viel Kapital verspielt hat.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Mobilität in Deutschland, Regionalbericht Hessen, unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen im Verlauf der Pandemie.  Die Regionalauswertung hat Robert Follmer, Bereichsleiter bei infas und verantwortlich für das Projekt, Anfang September im HOLM vorgestellt.

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Robert Follmer, infas (Bild: Steffen Albrecht / HOLM).

Pandemien möchte man am liebsten vergessen, sagte Robert Follmer, das sei in der Vergangenheit so gewesen und zeige sich auch in der aktuellen Situation. Und Nachhaltigkeitserfahrungen seien vermutlich nicht nachhaltig, die Verkehrswende verlange deshalb noch mehr Aktivität als zuvor.

Die Erhebungen für Mobilität in Deutschland (MiD) von infas zeigen, dass der Motorisierte Individualverkehr im Mai 2020 im Verhältnis zum öffentlichen Personennahverkehr deutlich zugelegt hat. Rund 80% entfallen im Modal Split laut Follmer auf AutofahrerInnen und MitfahrerInnen (Fußwege sind in diesem Modal Split nicht eingerechnet).

Das Gros der Verkehrsleistung, das Produkt aus der Zahl der Personen und der zurückgelegten Strecke, entfällt in Hessen nach aktuellen Daten mit mehr als 133 Millionen Personenkilometer auf das Auto und die im Auto Mitfahrenden. Der Öffentliche Verkehr hat einen Anteil von 14 Millionen Personenkilometern, das Rad und der Fußverkehr haben jeweils einen Anteil von acht Millionen Personenkilometern.

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Prof- Gerd Riegelhuth, Präsident Hessen Mobil (Bild: Steffen Albrecht / HOLM).

Die Ergebnisse zeigen auch, dass in Hessen mehr Verkehrsleistung durch die Wege zum Einkaufen und durch das Freizeitverhalten erbracht wird als im Berufsverkehr.

Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Städten und ländlichen Regionen: In Frankfurt werden nur 30 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Zu Fuß seien es sogar noch ein bisschen mehr. Auch Busse und Bahnen (24 Prozent) und das Fahrrad (16) spielen eine weit größere Rolle. Zum Vergleich: Im ländlichen Hessen werden öffentliche Verkehrsmittel gerade einmal für fünf Prozent der Wege genutzt, das Fahrrad für drei Prozent.

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Heiko Nickel, VCD Hessen. (Bild: Steffen Albrecht / HOLM)

„Die Verkehrswende fängt in den Städten an“, sagte Heiko Nickel, politischer Geschäftsführer des alternativen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Hessen und Mitinitiator des Radentscheids in Frankfurt in der anschließenden Diskussion, an der Prof. Gerd Riegelhuth (Präsident Hessen Mobil), Dr. André Kavai (Geschäftsführer RMV), Rouven Kötter (Regionalverband FrankfurtRheinMain), Michael Rüffer (Geschäftsführer VGF), Prof. Dr. Christian T. Haas (Hochschule Fresenius) und Dr. Christian Langhagen-Rohrbach (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen) teilgenommen haben.

Hessens Staatssekretär Jens Deutschendorf (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen) hatte zuvor einen Impuls gegeben.

André Kavai vom Rhein-Main Verkehrsverbund (RMV) sagte, dass die Pendlerzüge inzwischen wieder zu zwei Dritteln gefüllt seien. Es gebe aber noch keinen Normalzustand. Denn Fahrgäste in Richtung Stadion, Messe oder Flughafen fehlten weiterhin.

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Diskussion über die Ergebnisse der Erhebung Mobilität in Deutschland, Regionalbericht Hessen (v.l.): Dr. Christian Langhagen-Rohrbach, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Michael Rüffer, Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft Frankfurt, Rouven Kötter, Erster Beigeordneter Regionalverband FrankfurtRheinMain, und Prof Dr Christian T. Haas, Hochschule Fresenius (Bild: Steffen Albrecht / HOLM).

Im Rahmen der Studie „Mobilität in Deutschland“ sind in Hessen 36.485 Personen aus 18.087 Haushalten zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt worden. Dabei wurden über 110.000 Wege erfasst. Die Ergebnisse wurden mit den Untersuchungen aus den Jahren 2002 und 2008 verglichen.

„85 Prozent der Menschen in Hessen sind täglich unterwegs, ob mit dem Rad, zu Fuß, im Auto oder mit Bus und Bahn. Das macht Hessen zu einem Hotspot der Mobilität. Das bedeutet nicht nur gute Verbindungen, sondern natürlich auch, dass die Auswirkungen des Verkehrs hier besonders groß sind. Gleichzeitig sind dies die besten Voraussetzungen, um Vorreiter in der Verkehrswende zu werden“, sagte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bei der Vorstellung der Regionalauswertung.

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Diskussion der Ergebnisse der Studie Mobilität in Deutschland, Regionalbericht Hessen, im September im House of Logistics and Mobility (HOLM) in Frankfurt am Main (Bild: Steffen Albrecht / HOLM).
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Diskussion der Ergebnisse der Studie Mobilität in Deutschland, Regionalbericht Hessen, im September im House of Logistics and Mobility (HOLM) in Frankfurt am Main (v.l.): Moderator Jürgen Schultheis, Clustermanager Mobility, Dr. Christian Langhagen-Rohrbach, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Prof Gerd Riegelhuth, Präsident Hessen Mobil, Prof Dr Christian T Haas, Hochschule Fresenius, Rouven Kötter, Erster Beigeordneter Regionalverband FrankfurtRheinMain, und Michael Rüffer, Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft Frankfurt (Bild: Steffen Albrecht / HOLM).

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