Globale Trends – Hessen

Globale Trends 2035 und ihre Auswirkungen auf das Bundesland Hessen

Globale Trends 2035 wirken sich auf Hessen in besonderem Maße aus. Mit FrankfurtRheinMain (international) und Kassel/Nordhessen (national) verfügt das Bundesland über zwei wichtige Verkehrsknoten mit allen Vor- und Nachteilen. Alle wichtigen Nord-Süd-  und West-Ost-Verbindungen führen durch Hessen, ob Schiene oder Straße. Über den Main ist Hessen an Europas wichtigste und meistbefahrene Wasserstraße, den Rhein, verbunden. Am Frankfurter Flughafen wird darüber hinaus etwa jede zweite Tonne Luftfracht in Deutschland abgefertigt. Der Airport zählt zu den wichtigsten Flughäfen in Europa.

Veränderungen in der Weltwirtschaft, der Personen- und Warenströme wirken sich vor allem in Hessen aus. Die folgenden Prognosen beruhen auf Basis der Globalen Trends 2035, die auf der Hauptseite dargestellt werden.

 

Die Zahl der Menschen in Hessen nimmt ab und wird in den nächsten 15 Jahren um fast neun Prozent unter dem Wert von 2009 (Basisjahr) liegen. In manchen nordhessischen Landkreisen leben bis zu 40 Prozent weniger Menschen als im Basisjahr, im Werra-Meißner-Kreis wird sich die Zahl der Menschen halbieren. Die Zahl der Menschen im Bundesland sinkt von 6,2 zum Jahrhundertbeginn auf 5,5 Mio Menschen bis 2050.

Während die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter vor allem im Norden und in der Mitte des Landes abgenommen hat, steigt die Zahl im Regierungsbezirk Darmstadt. Arbeitskräfte gewinnen vor allem der Wetteraukreis, Frankfurt, Offenbach, der Main-Taunus-Kreis und Kreis Darmstadt-Dieburg.

Das Bruttoinlandsprodukt Hessens wird zunehmend in der Region FrankfurtRheinMain (FRM) erwirtschaftet. Von 70 Prozent (2009) der gesamten Wirtschaftsleistung ist der Anteil der Region inzwischen auf mehr als 80 Prozent gestiegen.

Frankfurt als größte Stadt des Bundeslandes hat heute mehr als 800.000 Einwohner, in den nächsten 15 Jahren wird Frankfurt um weitere 70.000 Menschen wachsen.

Frankfurt – Grad der globalen Konnektivität

Die Region FRM mit Frankfurt im Zentrum hat den deutschen Spitzenplatz beim Grad der globalen Konnektivität ausbauen können, steht aber auch unter dem Einfluss des ökonomischen Bedeutungsschwunds Europas in der Welt – die Metropolregion wächst, aber deutlicher langsamer als in den vergangenen Jahrzehnten.

Der Straßengüterverkehr in und durch Hessen hat die 700-Millionen-t-Grenze durchbrochen und ist seit Jahrhundertbeginn um mehr als 40 Prozent gewachsen. Fast zwei Drittel des europäischen Güterverkehrsaufkommens in Deutschland fließen durch das Bundesland.

Jährlich messen Statistiker bis zu 50 Millionen Lkw-Fahrten durch Hessen, bedingt vor allem durch die Zunahme der Ost-West-Verkehre und als Effekt der Nearshoring-Politik der Unternehmen.

Der Transport von Halb- und Fertigwaren ist nicht im prognostizierten Maße gewachsen, aber dennoch gestiegen. 3D-Druck- bzw Herstellungsverfahren haben den Transport von Halb- und Fertigwaren über mittlere und große Distanzen reduziert. Dennoch gibt es einen erhöhten Bedarf an Rohstoff- und Spezialteile-Lieferungen, die dem Trend zur zunehmenden Arbeitsteilung und der Nearshoring-Politik geschuldet ist (Produktion in Osteuropa).

Angesichts höherer Lohnkosten und gestiegener Energiepreise verlagern europäische Unternehmen ihre Produktionsstandorte von Asien nach Osteuropa (in Amerika gewinnt deshalb Mexiko an Bedeutung als Produktionsstandort der USA).

Der Transport von chemischen Produkten und Nahrungsmitteln hat an Volumen und Bedeutung deutlich zugenommen.

Das Bundesland Hessen in Deutschland (Quelle: Wikipedia).

Die Gesamtverkehrsbelastung in Hessen zeigt gravierende Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden auf: Mit der wachsenden Wirtschaftsleistung sind in der Region FRM immer mehr Arbeitsplätze geschaffen worden. Durch den starken Zuzug der Beschäftigten, dem Mangel an Wohnungen nicht nur in Frankfurt und den inzwischen extrem hohen Preisen in der Kernstadt der Region FRM ziehen immer mehr Menschen in die weitere Region (100 km-Radius). Der Verkehr auf regionaler Ebene ist trotz Home-Office und Part-Time-Jobs deutlich gewachsen.

Autobahnen und Bundesstraßen in der Region FRM sind chronisch überlastet, das System kollabiert immer wieder. Car-to-X-Kommunikation und intelligente Verkehrssteuerung haben über die Jahre Kapazität geschaffen, aber wenig daran geändert, dass die Straßeninfrastruktur die Verkehrsmenge nicht mehr bewältigen kann. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) stößt an seine Grenze, Zeitaufwand und zurückgelegte Strecke stehen für Reisende und Pendler in keinem vertretbaren Verhältnis mehr.

Der Lückenschluss der A44 und der A49 – zwei Jahrhundertprojekte – und der stete Ausbau Nordhessens als nationale Güterdrehscheibe erhöhen die Attraktivität des Bundeslandes.

Verkehr wird teuer: Die Preise für Benzin und Diesel steigen in den nächsten 15 Jahren um 100 bzw 140 Prozent, die Mobilität im Umweltverbund wird ebenfalls teurer, angesichts veränderter Finanzierungsmodelle steigen die Preise aber nicht so stark wie Benzin- und Dieselpreis für Autos. Der Bestand an Verbrennungsfahrzeugen nimmt aber deutlich ab, Batterie- und Brennstoffzellen-betriebene Fahrzeuge prägen langsam das Bild auf den Straßen.

Der Strombedarf wird sich im Zuge der Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften und wegen des Erfordernisses, den Verkehr in 15 Jahren nahezu CO2-frei zu betreiben, nahezu verdoppeln.

Die enorm gestiegenen volkswirtschaftlichen Kosten durch Staus und Unfälle (siehe oben), wachsende Proteste der Unternehmen wegen des Arbeitszeitverlustes und der ebenfalls zunehmende Unmut der Menschen wegen des spürbaren Klimawandels haben dazu geführt, dass über den tangentialen Ausbau des S-Bahnsystems FRM nachgedacht wird. Ein S-Bahn-Ring soll Kapazitäten rund um Frankfurt und in der Region schaffen, das radiale System und die Westtangente entlasten und ein Angebot schaffen für das veränderte Mobilitätsverhalten der Kunden.

Der Frankfurter S-Bahntunnel ist lange schon überlastet, eine zweite parallele Röhre wegen der Kosten und des massiven Protestes von Bürgern, Ladeninhaber und Geschäftsinhaber in der Frankfurter Innenstadt kaum zu realisieren.

Der gesamte öffentliche Verkehrsraum in Frankfurt ist „entprivatisiert“, Parken von Privat-Fahrzeugen kostet ohne Ausnahme Geld. Der Zugang zur Innenstadt innerhalb des City-Rings ist für den motorisierten Individualverkehr gesperrt. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren dürfen nur noch mit Sondergenehmigung die Stadtgrenze passieren. Andere Städte in Hessen nehmen sich ein Beispiel.

Frankfurt und die Städte des Umlandes haben sich auf eine “Regionale City-Maut” verständigt, deren Einnahmen zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs genutzt werden. Die Bevölkerung schätzt nach anfänglich heftigen Protesten gegen die Abgabe die gestiegene Lebensqualität in den Städten der Region und die erneut wachsende Qualität des ÖPNV, der die Kunden sehr komfortabel, äußerst zuverlässig und schnell zu ihren Zielen bringt.

Die aus Geldnot und politischen Differenzen anfänglich zögerliche Planung von kreuzungsfreien Radschnellwegen hat deutlich an Tempo gewonnen. Neben dem Ausbau des Öffentlichen, vor allem des schienengebundenen Personennahverkehrs ist der aktive nachhaltige Verkehr (Fuß- und Radverkehr) als wichtige zielführende Maßnahme erkannt worden, um den Mengenzuwachs im Verkehr auf der regionalen Ebene in den Griff zu bekommen.

Hessen hat aus Pilotprojekten etwa im Mün-sterland in den 10er Jahren gelernt, der Verkehrs-verbund HVV – der Hessische Verkehrsverbund, der aus der Fusion von RMV und NVV hervorgegangen ist – stellt für einen geringen Aufpreis auf das Jahresabonnement ein E-Bike zur Verfügung, mit dem bei einem Spitzentempo von bis 45 km/h Strecken von bis zu 20 km zum Arbeitsplatz bequem zurück-gelegt werden können. Das entlastet die Straßen um mehr als zehntausende Pkw-Fahrten.

Die Nutzung und die Kombination von Verkehrsmitteln ist heute in Hessen weitgehend problem-los: Der zweitgrößte Verkehrsverbund Deutschlands bietet in Kooperation mit vielen privaten Mobilitätsdienstleistern die „Mobilität aus einer Hand“. Intelli-gente Miniatur-Wearables, die unauffällig am Körper oder in der Kleidung getragen werden, organisieren anhand der persönlichen Termine die – abhängig vom Verkehrsaufkommen – jeweils schnellsten und günstigsten Verkehrsmittel, reservieren Fahrzeuge oder buchen Plätze. Die Abrechnung erfolgt automatisch, der Träger des Wearable wird rechtzeitig vor Abfahrt des Verkehrsmittels oder bei Eintreffen des autonomen Fahrzeuges über die Ankunft informiert.

Die 2015 verabschiedeten, aufeinander abgestimmten Konzepte „Masterplan 100% Klimaschutz“ für Frankfurt, das „Regionale Energiekonzept“ für den Kernraum der Metropolregion FrankfurtRheinMain und das später formulierte Hessische Klimaschutzkonzept und ihre zum Teil realisierten Projekte zeigen erste Erfolge.

Die Konzepte sind heute als Teilpläne in das Integrierte Klimaschutzkonzept des Landes Hessen integriert, das unter anderem ein systemisches Konzept entwickelt hat, um Energiewende und abgasfreie Mobilität zu verbinden.

Der Klimawandel ist heute Teil allgemeiner Erfahrung auch in Hessen: Es gibt weniger Eis- und Frosttage, dafür umso mehr Sommer- und Heiß-Tage. Die Städte erwärmen sich im Hochsommer auf bis zu 40° C und mehr, die Nächte haben Temperaturen von 28° C bis 30° C. Die Winter-Mitteltemperaturen liegen schon heute deutlich über dem Niveau zu Beginn des Jahrhunderts.

Hessen ist im Winter erhöhtem Niederschlag und im Sommer nach extremen Trockentagen Sturzregen ausgesetzt.

Länge der Flüsse, die durch oder in Hessen fließen (Quelle: Wikipedia).

Wegen des Klimawandels ist der Rhein als wichtigste Schifffahrtsroute Europas im Sommer zweitweise nicht mehr schiffbar. Die Fahrrinnenvertiefung, die seit Anfang der 20er Jahre vorgenommen wird, hat die Lage aber entschärft. Die Empfehlung des EU Weißbuches Verkehr der 10er Jahre kann nicht wie erhofft, aber doch weitgehend befolgt werden: Gütertransporte, die länger als 300 km sind, werden auf der Schiene oder dem Fluss abgewickelt.

Die Zahl der Autos im Privatbesitz in Hessen hat deutlich abgenommen und sich in Frankfurt beispielsweise um 40 Prozent vermindert. Heute kommen noch 200 Pkw auf 1000 Einwohner, Tendenz fallend. Neue Sharing-Angebote gewährleisten weiterhin individuelle Auto-Mobilität. Die Angebote sind Teil der Mobilität aus einer Hand.

Vor dem Hintergrund der abgestimmten Klimakonzepte von Stadt Frankfurt, Region FRM und Land Hessen gewinnt der Energieträger Wasserstoff und die Brennstoffzelle immer größere Bedeu-tung auch in Hessen. Die erfolgreiche Energiewende, die Einrichtung von zahl-reichen „grünen“ und effizienteren Elektrolyseanlagen, die mit überschüssigem Strom aus Anlagen für Regenerative Energien (etwa Windkraftanlagen) betrieben werden, und der Aufbau eines Wasserstofftankstellennetzes in der Region FRM haben den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors sinken lassen.

Die Wasserstofftechnologie ermöglicht die Speicherung von Strom aus Er-neuerbaren Quellen, sofern der Strom nicht direkt genutzt werden kann. Mobile Wasserstofftankstellen versorgen in Hessen strukturschwache Gebiete mit dem Energieträger. Zugleich sind die ersten Teilstrecken auf Autobahnen versuchsweise elektrifiziert worden, womit die Ergebnisse des ENUBA-Projektes umgesetzt werden.

Die Busflotten in Frankfurt und anderen größeren Städten werden mit Strom angetrieben, der entweder aus leistungsfähigen Batterien oder zunehmend aus Brennstoffzellen kommt, die mit H2 gefüllt sind.

Auf nicht-elektrifizierten Bahnstrecken fahren heute die meisten Lokomo-tiven mit Strom aus Brennstoffzellen, nachdem der Testlauf zu Beginn der 20er Jahre im Rhein-Main-Gebiet (Gebiet des ehemaligen RMV) erfolgreich verlaufen war.

Die Digitalisierung der Flugzeuge und neue Regelungen der ICAO haben den sogenannten „gekrümmten Landeanflug“ (curved approach) auf Flughäfen in Metropolregionen, also auch auf FRA, zur Pflicht gemacht. Zusammen mit deutlich leiseren Trieb-werken, die weniger Kerosin verbrauchen, sind die Menschen in den Einflugchneisen bei den Emissionen etwas entlastet worden. Der Rebound-Effekt, ausgelöst durch zunehmenden Flugverkehr, hält die Entlastung aber in Grenzen.

Der Frankfurter Flughafen hat sich aus seiner Rolle als „harte Infrastruktur“ emanzipiert und bildet heute zusammen mit Gateway Gardens und den umlie-genden Quartieren die Frankfurt Airport City (FAC), ein exzellent erreichbarer Treffpunkt mitten im Grünen für Aus- und Fortbildung, Forschung und Innovation, das als eines der wichtigsten Zentren der Wissensökonomie in Deutschland gilt.

Die FAC ist zur ersten Modellregion für den CO2-freien Bodentransport und Bodenverkehr geworden, ausgehend von der E-Port-an-Initiative. Luft- und landseitige Verkehre sind ausschließlich elektrisch, ob Busse, leichte und schwere Lkw oder Autos. Der Verkehr der FAC ist mit Ausnahme der Flugzeuge abgasfrei.

Die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen für die Produktion von Biokraftstoffen für Flugzeugturbinen ist erfolgreich, aber nicht ausreichend. Die ersten kleineren Flugzeuge nutzen komplexe Hybridantriebe, die Biokraftstoff, Wasserstoff, batterieelektrischen Strom und Kerosin verwenden. Ein Durch-bruch für große Maschinen ist noch nicht erzielt, aber eine deutliche CO2-Reduktion mit kleineren Maschinen Realität.

Der Betreiber des Frankfurter Flughafens und die Lufthansa beschließen angesichts der weltweit dramatischen Klimawandels, den Ausstoß von CO2 durch den Kauf riesiger Waldflächen vor allem in Südamerika zu kompensieren. Der Walderhalt schützt indigene Völker, die wiederum ihr Habitat für einen nachhaltigen Tourismus erschließen. Die Initiative hat zunächst in Europa Furore gemacht und findet langsam Nachahmer in Asien und Amerika.

Die CO2-Steuer auf die Restmenge von Flugbenzin ist eingeführt und verteuert die Tickets um zehn Prozent. Mit dem Geld werden Innovationen in der Antriebstechnik gefördert und weitere Waldflächen gekauft, um sie als „grüne Lungen“ für das Weltklima zu erhalten.

Hessen mit Frankfurt als dem Zentrum des größten Datenverkehrs in der Welt hatte schon zum Jahrhundert-beginn mit dem German Internet Exchainge Point DE-CIX die Grundlage für ein gigantisches Datenmanagement gelegt und spielt heute die Erfahrung mit dem Management gewinnbringend aus.

Die Steuerung von Industrie 4.0-Prozessen mit ihren enormen Daten-mengen ist in der Region FRM sicher und auf Dauer gewährleistet, weil die enorme Energie, die nötig ist, um die neuen großen Rechenzentren zu betreiben, im Zuge der Energiewende zuverlässig, umweltschonend und bei extrem geringen Ausfallraten (nahe Null) gewährleistet werden kann.

Die exzellente Daten-Infrastruktur und die solide Energieversorgung der Rechenzentren in Frankfurt zusammen mit dem Software-Cluster in Darmstadt haben Hessen zu einem Zentrum der europäischen digitalen Welt gemacht und dem Standort eine neue Qualität gegeben.

Cyberkriminalität gilt heute als gefährlichste Bedrohung für autonomes Fahren und die gesamte Digitale Infrastruktur. Unternehmen, die sich dem Projekt Industrie 4.0 verschrieben haben, treiben einen erheblichen Aufwand, um nicht Opfer von Cyber-Attacken zu werden. Kleine Unternehmen konnten oft den Aufwand nicht finanzieren oder waren sich der Gefahren nicht bewusst, weshalb sie heute nicht mehr am Markt sind. Neue digitale Sicherheitsfirmen übernehmen solche Serviceleistungen für KMU. Hessen ist einer der bevorzugten Standorte solcher Unternehmen.

Dateninfrastruktur und -management haben das Zeitalter des autonomen ÖPNV eingeleitet. Zwar werden Bahnen, S-Bahnen, Straßen- und U-Bahnen noch von Menschen gesteuert, aber der Wandel hin zu autonomen Zügen und Bahnen hat begonnen und ermöglicht einen kostengünstigen 24-Std-Betrieb des ÖPNV, der heute das wichtigste Rückgrat der Mobilität aus einer Hand ist.

Die Digitalisierung hat den Online-Versand zur dominierenden Einkaufsform gemacht. Zwei Formen des Online-Handels prägen das Einkaufsgeschäft:
1. Vorausschauende Kommunalpolitik hat die Zentren großer Städte zu autofreien Ausstellungs- und Erlebniszentren gemacht („Showrooms“). Lokale Onlineplattformen machen den Kunden ein reichhaltiges Angebot an Waren und Dienstleistungen, die entweder beim Bummel oder zuhause am Computer geordert werden können und die innerhalb weniger Stunden nach Hause geliefert werden. Vorteil: Die Kaufkraft bleibt in der Stadt gebunden, die Geschäfte florieren, halten die Innenstädte lebendig und vermeiden, dass City-Logistik zur Billigjob-Branche verkommt.

2. Andernorts dominieren US-amerikanische, chinesische und indische Internet-Dienst und Online-Angebote den digitalen Handel. Wo die Internet-Konzerne die Oberhand haben, sind die Innenstädte weitgehend verödet, weil fast alle Kaufhäuser und Einzelhandelsgeschäft schließen mussten. Verödete Innenstädte mindern die Attraktivität der Kommunen mit vielerlei Folgen. Der Waren-Logistik ist endgültig zur Domäne für ungesicherte Billigjobs geworden.

Die Digitalisierung hat auch die Zustellung von Paketen und Päckchen vereinfacht, es gibt praktisch keine nicht zugestellten Pakete und Päckchen mehr. Kunden schließen mit KEP-Dienstleistern Datenverträge ab und gestatten einem bestimmten Personenkreis, die Lieferung direkt in der Wohnung zu deponieren. Elektronische Schlösser mit autorisierten Zugangscodes ermöglichen den KEPs diese Form der Zustellung oder die Codes werden aktuell je Anfrage an den Zusteller übermittelt.

Die Mobilität in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte war im „Jahrhundert der Städte“ zunächst aus dem Blick geraten, der ÖPNV als Modell eines traditionellen Mobilitätsangebotes gescheitert, weil es nicht mehr zu finanzieren gewesen war. Über die Digitalisierung gibt es heute neue Angebote auch auf dem Lande: Autonom fahrende Kleinbusse im 24 Std-Betrieb schaffen ein flächendeckend dichtes und eng getaktetes Angebot, intelligente Steuerung und Routenplanung auf Basis des alten Sammel-Taxi-Modells („intelligente“ / selbstlernende Programme errechnen optimale Routen und Abfahrtszeiten abhängig von der Zahl der Personen) erhöhen die Qualität der Versorgung auf ein bisher nicht gekanntes Niveau auf dem Lande.

Trotz Klimaabgaben und einem entwickelten Bewusstsein für die Herausforderungen, die der Verkehrssektor (Personenbeförderung, Waren- und Informationstransport) zu meistern hat, ist der Verkehr in Hessen noch nicht optimal organisiert. Um Angebotslücken zu schließen, hat das Land Hessen ein Expressbussystem – autonom fahrend mit Elektroantrieb (Batterie, Brennstoffzelle) – entwickelt, das auf den Erfahrungen in Südamerika aufbaut (Curitiba etc). Das System ist regional organisiert (3 Systeme mit den Zentren Kassel, Gießen/Marburg und Frankfurt) und verbindet primär die Hauptwohnorte mit den wichtigsten Arbeitsstätten. Am Wochenende wird das Expressbus-System auf anderen Routen vor allem touristisch genutzt.

Die Drohne hat sich neben HybridAirship, Flugzeug und Helikopter als viertes Mittel des Luftverkehrs durchgesetzt. Im Gegensatz zu den USA, Afrika und Asien, wo die Drohne in der Logistik einen erklecklichen Marktanteil hat, erfüllt sie in Deutschland und Hessen vor allem Serviceaufgaben (Überwachung, Sicherung, Diagnose etc). Nur in Einzelfällen kommt sie dezidiert in der Logistik zum Einsatz (dringende Arzneimittel, wertvolle Briefe, eilige Zustellung von juristischen Dokumenten).

Die Wirtschaftsverkehre sind in großen hessischen Städten optimiert, schwere, elektrifizierte Lkw bedienen die Peripherie der Städte, wo Mikrodepots heute zum Standard gehören. CargoBikes und Elektro-Kleintransporter versorgen die Innenstädte leise und abgasfrei.
Ein flächendeckendes unterirdisches Rohrleitungssystem für den Transport von Gütern, wie es in der Schweiz seit Beginn der 20er Jahre aufgebaut wird, setzt sich in Hessen nicht durch. Hohe Kosten und Bürgerproteste stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen, zumal die Wirtschaftsverkehre auf lokaler und regionaler Ebene optimiert sind, abgas- und geräuschfrei fahren.