Das E-Mob-Experiment: Die Bedingungen waren nicht optimal für die Urlaubsfahrt und umso überraschender ist das Ergebnis: Die Reise mit einem Renault ZOE mit Typ-2-Anschluss (langsameres Laden mit Wechselstrom) funktioniert mit wenigen Ausnahmen nicht nur gut – es ist auch deutlich günstiger im Vergleich mit einem Auto mit Dieselaggregat. Wir sind insgesamt 1806 km gefahren und haben für die gesamte Strecke 72,20 € Energie „getankt“. Mit einem Diesel, der im Schnitt 5,5 l/100 km verbraucht, hätten wir für den gleichen Preis lediglich 1262 km Strecke zurücklegen können. Fazit: E-Mobilität schlägt fossile Mobilität, reduziert die Umweltwirkung und macht einfach Freude.
Das E-Mob-Experiment: In aktuellen Fall haben wir mit Allgäuer Ökostrom etwa 544 km mehr Strecke mit dem Renault ZOE zurücklegen können. Kalkuliert man im Sinne des Verursacherprinzips (Internalisierung der externen Kosten) die Umweltkosten mit ein, ist der Umstieg auf E-Mobilität geradezu zwingend – unter der Bedingung, dass Kleinwagen, bestenfalls Mittelklassewagen genutzt und Ökostrom geladen wird. Bei schweren Autos und großen SUVs entsteht bei der Produktion der sehr leistungsfähigen Akkus derart viel CO2, dass im schlimmsten Fall ein moderner, verbrauchsarmer Kleinwagen mit Dieselaggregat einem schweren E-Sportwagen mit großer Batterie in der Ökobilanz gleichwertig sein könnte.
Herbert Diess und Volker Quaschning – das Problem des Unproblematischen
Es gibt inzwischen vielerlei Beispiele für (Urlaubs-)Fahrten mit E-Mobilen im Internet: Herbert Diess, der Vorstandschef von VW, testet den ID.3 aus dem eigenen Haus, und Volker Quaschning fährt seinen Tesla von Berlin in die Schweiz unter erschwerten Bedingungen (vorsätzliche Reduzierung der Leistung des Tesla durch mehr Gewicht beispielsweise). Das Problem an diesen Berichten ist das Unproblematische, das sie vermitteln. Ja, es funktioniert, das ist die Botschaft, aber wer auf´s E-Auto umsteigt, hat manche Herausforderung und gelegentliche Schwierigkeiten zu meistern. Das gehört in die Geschichte zur Alltagstauglichkeit der Elektromobilität, die von den stellvertretend Genannten aber nicht thematisiert werden. Deshalb wollen wir einen ehrlichen Test unternehmen und über die Herausforderungen berichten.
Und da zeigt sich auch schon der Vorteil unserer Konfiguration für den Test: Volker Quaschning nutzt beispielsweise Ladekarten und „tankt“ seinen Tesla bei Innogy. Eine potenziell große Zahl von Ladekarten verschiedener Anbieter zu nutzen, halte ich für unzeitgemäß, weil die Vielzahl der unterschiedlichen Tarife kaum zu überblicken ist und der Kunde resp. die Kundin nicht ausschließen kann, zu viel Geld für die Kilowattstunde auszugeben. Da kommt Innogy ins Spiel, ein Anbieter, der nach unserer Beobachtung zu den teureren Dienstleistern zählt.
EnBW mobility+ App und der ADAC Tarif
Wir haben uns nach kurzer Recherche im Netz für die EnBW mobility+ App mit dem ADAC-Tarif entschieden. Kein Ladekartenchaos, sondern einfach in der App nachschauen, wo sich die nächstgelegene Ladesäule befindet, in der App die entsprechende Ladesäule wählen, den Weg zur Säule anzeigen lassen und vor Ort Auto mit Ladesäule verbinden. Nach rd 20 Sekunden beginnt der Ladevorgang – und zwar durchgängig für 0,28 € pro kWh, unabhängig vom Standort der Säule und dem Anbieter. Bei uns war es im Regelfall das Allgäuer Überlandwerk, das seinen Strom zu 100% nachhaltig aus Wasserkraft gewinnt.
Aber nicht immer funktioniert dieser Ladeprozess: Wer über die App lädt, braucht durchweg ein gutes Mobilnetz. Wo es das nicht gibt, misslingt der Vorgang, oder – im schlimmsten Fall – bricht der Ladevorgang ab, weil die Datenübertragung beim Mobilfunkanbieter zu lange dauert und die Verbindung zur Säule nicht zustande kommt. Bricht der Kontakt während des Ladevorgangs ab, kann der Ladestecker nicht entkoppelt werden kann. In solchen Fällen hilft die Telefonnummer an der Ladesäule, über die der Stromanbieter zu erreichen ist.
Solche Beispiel gibt es, uns es zum Glück nicht passiert.
Die Herausforderungen
Das zweite Problem: Uns ist es mit einer Ausnahme nicht gelungen, Strom aus den Ladesäulen von ABB zu laden. Durchweg kam die Fehlermeldung „Netzwerkproblem“. Gelöst haben wir das Problem, indem wir ABB-Säulen gemieden haben.
Das dritte Problem: Nicht immer sind Ladesäulen verfügbar: Entweder parken Benzinjunkies rücksichtslos auf Flächen, die für sie tabu sein sollten, oder die nächstgelegenen Ladeplätze sind bereits belegt – was für sich genommen ein gutes Zeichen ist.
Dafür gibt es dann zuweilen nette Aufkleber, wie hier in Fischen bei Oberstdorf geschehen: „Ich bin ein Parkaffe, denn ich parke gern vor Ladesstationen.“ Das entschädigt dann wieder. Wer elektrisch unterwegs ist, sollte deshalb immer auf ausreichend Reserve in der Batterie achten, damit auch das Worst Case bewältigt werden kann.
Im Urlaub ist die frei verfügbare Zeit das teuerste Gut. Deshalb sind meine Frau und ich kritisch in dieses Abenteuer aufgebrochen. Obwohl ich – sachlich begründet und berufsbedingt als Clustermanager Mobility imHouse of Logistics and Mobility (HOLM) in Frankfurt – vom Projekt E-Mobilität überzeugt bin, wollte ich wissen, ob meine Frau und ich entspannt, ohne Mehraufwand und zuverlässig mit einem E-Auto den Urlaub bewältigen können, das im Grunde genommen für diese Aufgabe nicht konfiguriert ist (ohne den schneller ladenden CCS-Anschluss für Gleichstrom).
Das Feuerzangenbowle-Prinzip
Deswegen haben meine Frau und ich das Feuerzangenbowle-Prinzip angewendet nach dem Motto: „Da stelln wir uns mal janz dumm und fragen, wie jeht dat mit der E-Mobilität …“ Wir sind deshalb vollkommen offen in das Abenteuer gestartet – ohne von den genannten Anbietern mobileeee, EnBW und Allgäuer Überlandwerke gesponsert worden zu sein.
Das Ergebnis: Es funktioniert, macht Freude und hebt das Erlebnis „Autofahren“ auf ein neues Niveau. Und es verändert den Blick: Die Windkraft- und Solaranlagen, die wir unterwegs sehen, und die Schlossmühle unseres Gastgebers, die im Jahr zwischen 80.000 und 90.000 kW emissionsfrei gewonnener elektrischer Energie liefert, fügen sich zum Gesamtbild. Und die Windkraftanlagen, die heute von Hunderten Bürgerinitiativen bundesweit bekämpf werden, wo es keine Wasserkraft gibt, liefern die Energie für einen verantwortbaren Modus von Mobilität.
Das Tagebuch unseres E-Mob-Experiments, das ich auf meinem LinkedIn-Account geführt habe.
E-Mob-Experiment, Tag 1
Donnerstag, 20. August: Alle Welt redet darüber, jetzt will ich das auch wissen: Kann ich mit einem modernen Elektroauto, in diesem Fall einem Renault ZOE, in den Urlaub fahren?
Wie bitte? Sie haben richtig gelesen. Wir wollen es wissen und fragen uns: Kann das Undenkbare, um nicht zu sagen das Unvorstellbare gelingen in einer Welt, in der Benzin- und Dieselmotoren die Straße dominieren und Reichweitenangst kein Thema ist?. Kann es gelingen, ohne von der Reichweitenangst überwältigt, ja übermannt zu werden? Wird man mich einen naiven Gutmenschen und bedauernswerten Weltenretter schimpfen, wenn ich spannungslos bei null Ampere im Allgäu zwischen Lechfeld und Pfaffenwinkel gestrandet bin und weder ein noch aus weiß?
Also runter zum E-Carsharer mobileeee, die bei uns im House of Logistics and Mobility (HOLM) einer der ersten Mieter waren. Vorher die App von EnBW mobility+ runterladen, mit Kontonummer anmelden und ab zum Crashkursus.
Ilker Yilmaz von mobileeee erklärt mit pädagogischem Feingefühl die modernen Finessen des Autos. Mein erster Eindruck: erste Sahne. Der erste Tankvorgang in Gateway Gardens gelingt, das feine und hohe Surren zeigt den Ladevorgang an und erinnert mich ein wenig an Raumschiff Enterprise, nachdem die App die Ladesäule identifiziert hat. Nach dem Testladen geht die Fahrt los.
Von morgen an will ich täglich von diesem Hochrisiko-Unternehmen berichten. Wenn das mal gutgeht …
E-Mob-Experiment, Tag 2
Freitag, 21. August: Der Tag vor der Urlaubsfahrt verläuft nach der immer gleichen Dramaturgie: Es gibt zu viel zu erledigen in zu kurzer Zeit. Wir fahren mit dem ZOE nach Mainz wegen eines privaten Termins, anschließend kaufen am Römischen Theater ein und fahren zurück nach Offenbach.
Die Fahrt erinnert mich an meine erste E-Auto-Tour 2009, als ich als Redakteur der Frankfurter Rundschau in Trebur einen Mitsubishi i-MiEV testen und wertschätzen durfte. Die bemerkenswert sportliche Dynamik des E-Motors beim Anfahren, das feine Surren des Antriebs und das nahezu lautlose Dahingleiten auf der Straße begeistern mich bis heute.
Am Abend stellt sich der erste Frust ein: Die Reichweite von gut 300 km ist auf 178 km geschrumpft, die Ladestation am Ringcenter in Offenbach belegt und ohnehin nicht verfügbar, weil sie nicht in das EnBW-Netz eingegliedert ist. Die nächstgelegene Station bei einem Autohändler ist ebenfalls nicht zugänglich.
Wegen des abendlichen Treffens mit Freunden im Seckbacher „Rad“ (bester Apfelwein der Welt) bleibt keine Zeit, zu den verfügbaren Ladestationen in Mühlheim, Obertshausen oder in der Hanauer Landstraße in Frankfurt zu fahren.
Das Vorhaben, mit einem voll aufgeladenen E-Auto und maximaler Reichweite in den Urlaub Richtung Allgäu aufzubrechen, scheitert fürs Erste. Mit einmal spüre ich, wie die Reichweitenangst in mir aufsteigt … Wird das alles klappen?
E-Mob-Experiment, Tag 3
Samstag, 22. August: Wir starten Richtung Obergünzburg mit einem E-Auto im energetisch suboptimalen Zustand, und die Frage bewegt uns, wie das auf einer Strecke von 400 km klappen soll bei 178 km „Streckenguthaben“.
Meine Frau und ich ziehen die EnWB-App zu rate und entscheiden uns für einen Zwischenstopp in Walldürn in 85 km Entfernung. Auf der Fahrt spüre ich eine leichte Anspannung. Wird alles funktionieren mit Anmelden, Einloggen, Laden und Bezahlen? Und mir fällt auf, dass diese Unsicherheit womöglich die weit größere Hürde für einen Umstieg vom Verbrenner auf ein E-Fahrzeug ist als manch andere Hürde.
Die App führt uns über die Routenempfehlung direkt zur Ladesäule in Walldürn, das klappt prima. Wir verbinden Auto und Säule mit dem Ladekabel, aber beim Anmelden hapert es, weil wir die Ladesäulen-Nr. nicht gleich finden. Sie ist seitlich angebracht und steht recht klein auf dem Herstellerschild. Das kann man besser machen.
Aber es klappt: Ich bestätige die Nummer in der App, und 20 Sek später hören wir ein leises Knacken und Surren: Die Aufladung hat begonnen, und da es eine moderne Ladesäule ist, sehen wir live auf dem Smartphone, wie viel kWh in welcher Zeit für wie viel Euro geladen worden sind.
Später wiederholen wir die Prozedur wie erfahrene Profis in Ulm und nutzen die Ladezeit für einen Cappuccino am Münster.
Reichweitenangst? Ach, das ist Geschichte …
E-Mob-Experiment, Tag 4
Sonntag, 23. August: Mit gut 180 km Restguthaben im Akku beginnt der Urlaubstag ausgesprochen entspannt. Die letzten Schatten der Reichweitenangst sind verflogen, die Tour an den Rottachspeichersee und nach Kempten sind keine Herausforderungen für den ZOE. Die Strecke lässt sich auch ohne nachladen fahren.
Im Grunde ist der von uns geliehene ZOE nicht für unsere Urlaubsstrecken geeignet, was die Ladegeschwindigkeit angeht. Darauf hat uns Ilker Yilmaz anfangs hingewiesen, und darauf muss ich immer wieder hinweisen. Macht nix, dachten wir, wir sind im Urlaub und haben Zeit.
Trotzdem muss man eben diese mitbringen, wenn man mit Wechselstrom (Typ 2) lädt und nicht über den CCS-Stecker, der Schnellladen mit Gleichstrom ermöglicht. In 30 Minuten kann der Akku mit diesem System Energie laden, die für bis zu 150 km reicht. Mit dem Typp 2-Stecker dauert das deutlich länger. Auch das gehört zu ehrlichen Bestandsaufnahme der E-Mobilität.
Mit dem Typ-2-Stecker dauert die Vollladung bei einem Restguthaben von rd 70 km bis zu zweieinhalb Stunden. Für passionierte und urlaubende Kaffeetrinker und Zeitungsleser ist das kein Problem, für den hektischen Kurzpausierer schon.
Zudem zeigt sich, dass bei voller Ladung der ZOE im Realbetrieb auf gut 310 km Streckenguthaben kommt und nicht auf 340 km.
Dennoch: Wir sind unvermindert begeistert von dieser Form der Mobilität.
E-Mob-Experiment, Tag 5
Montag, 24. August: Fahren, Einloggen und Laden des mobileeee-ZOEs sind Routine geworden, die so beiläufig erledigt werden wie viele andere Alltagsroutinen. Es mag eine Binse sein, aber E-Mobilität ist längst alltagstauglich geworden, und die Diskussion um Reichweiten meist krude. Wenn wir im Schnitt pro Tag 3,1 Wege mit einer Gesamtlänge von 40 km zurücklegen, dann befriedigt E-Mobilität schon lange unsere Mobilitätsansprüche. Und selbst der Fernpendler, der etwa von Fulda nach Frankfurt fährt, kann die tägliche Strecke ohne Nachladen bequem bewältigen.
E-Car-Sharing wie überhaupt E-Mobilität sind darüber hinaus ein Beleg dafür, welche Chancen die Digitalisierung eröffnet: Die Suche nach Ladepunkten in der EnBW-App, die Wegweisung zur Ladesäule, das Einloggen für den Ladevorgang, die Stromabrechnung und die Möglichkeit, den Ladevorgang aus der Distanz zu starten und zu beenden – all das ist problemlos möglich. Zudem informiert die mobileeee-App darüber, zu wie viel Prozent die Batterie des Autos geladen ist. Nähert sich der Ladezustand den 100%, können wir den Vorgang bequem vom Biergarten aus beenden.
Solche Services sind an Voraussetzungen geknüpft: etwa daran, dass das Mobilfunknetz ausreichend Datenaustausch mit dem Smartphone ermöglicht. In Ottobeuren etwa kommt man mit dem E-Plus-Netz nicht weit ..
Macht aber nix: Wir haben noch 240 km Guthaben.
E-Mob-Experiment, Tag 6
Dienstag, 25. August: Ich bin gefragt worden, wo man mobileeee findet, den freundlichsten und weltbesten e-Carsharer (Ilker, übertreibe ich?): Hier sind Webadresse www.mobileeee.de und Tel-Nr. 069 401507060. Michael Lindhof und Ilker Yilmaz können profund Auskunft auch über die kleinsten Details geben.
Gibt es den ZOE auch mit CCS-Anschluss? Ja, serienmäßig, aber der Anschluss muss konfiguriert werden, was sich wegen der deutlich kürzeren Ladezeiten lohnt. Im Bild sieht man den Typs-2-Wechselstromanschluss oben, unterhalb der CCS-Gleichstromanschluss.
Eine Stromladung über die EnBW mobility+ App mit ADAC-Tarif (28 Eurocent pro kWh) kostet für den ZOE 15 Euro. Das reicht für 320 km. Für einen Diesel erhalte ich bei 1,04 €/Liter 14,4 Liter, die bei einem Verbrauch von 5,5 l für 262 km reichen.
Die Umweltkosten sind in dieser Kalkulation nicht eingepreist. Verbrenner emittieren Gase von unterschiedlicher Umweltwirksamkeit (CO2, Stickoxide und Feinstaub), die maßgeblich zum Klimawandel beitragen. Etwa die Hälfte des ausgestoßenen Stickoxids kommt beispielsweise aus dem Verkehrssektor.
Vor diesem Hintergrund ist das E-Mobil, mit Ökostrom geladen, die mit Abstand beste Lösung.
E-Mob-Experiment, Tag 7
Mittwoch, 26. August: Ladesäulen sind im Wortsinne Einzelfälle. Ohne Ausnahme haben wir in den vergangenen Tagen immer nur je eine Säule mit zwei Parkflächen zum Laden gesehen, wobei die Flächen nicht selten von Verbrennern belegt werden.
In Fischen bei Oberstdorf hat es einem Hotelier kürzlich gereicht. Während wir versucht haben – in diesem Fall vergeblich, was die Ausnahme war -, unseren ZOE an einer ABB-Säule zu laden, hat ein sicht- und hörbar erboster Hotelier dem auf dem Ladeplatz falsch geparkten SUV mit einem Aufkleber verziert. „Ich bin ein Parkaffe – denn ich parke gern vor Ladestationen“.
E-Mobilität löst bei Erwachsenen, vor allem bei Kindern immer wieder Verblüffung aus. Wir haben es in den vergangenen Tagen oft erlebt, wie die Kinder den heran surrenden ZOE bemerken, wie angewurzelt stehen bleiben und uns lange nachschauen und sich vermutlich fragen, warum dieses Auto so leise ist.
Der mutmaßlich und subjektiv gravierendste Unterschied zwischen Verbrenner und E-Motor macht eine andere Erfahrung aus: Statt besinnungslos zu fahren, reisen wir jetzt bewusst. Das hat zu tun mit der Notwendigkeit, die Route samt Ladepunkte zu planen und damit, dass das emissionsfreie, umweltverträgliche und leise Dahingleiten in einer schönen Landschaft ein besonders Erlebnis ist.
E-Mob-Experiment, Tag 8
Donnerstag, 27. August: Das leise Fahren mit Elektroautos ist in der Vergangenheit häufig als Problem und nicht als Lösung thematisiert worden. Dabei fühlen sich 75 Prozent der deutschen Bevölkerung nach Angaben des Umweltbundesamtes vom Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt. Warum streicht das niemand in der öffentlichen Debatte heraus?
Bei der Rückfahrt zur Schlossmühle in Obergünzburg haben wir mit unserem ZOE etwas erlebt, was uns hat schmunzeln lassen. Der Weg, eine Sackgasse, wird gern von Radlern und Wanderern genutzt. Das ältere Paar, das vor uns Richtung Mühle ging, hat unser E-Auto über mehrere hundert Meter nicht bemerkt, obwohl wir sechs Meter hinter den Wanderern gefahren sind. Hupen? In keinem Fall, der Schreck wäre zu groß. Also sind mit Geduld und einem Schmunzeln im Gesicht gemächlich im Schritttempo zum Parkplatz gefahren.
Den Strom für den ZOE haben wir an den Ladesäulen ausschließlich vom Allgäuer Überlandwerk bezogen. Motto: „100% nachhaltige und lokale Energie. Hier erzeugt, hier verbraucht.“
Das Anschließen, Verbinden, Laden und Abrechnen an den Ladesäulen ist fast ausnahmslos unproblematisch. Mit einer Ausnahme: Die Ladesäulen von ABB – wie erwähnt – verweigern sich im Regelfall. Aber das ist die unrühmliche Ausnahme.
Das E-Mob-Experiment – die Statistik:
Gesamtstrecke: 1806 km, Ladekosten: 72,20 €
Tag / Ort / Ladezeit / Geladene Leistung / Preis
20. August: Testladen Gateway Gardens, 0,10 €
22. August: Walldürn 1:58 Std, 41,1 kWh, 11,61 €
22. August: Ulm, 0:43 Std, 14,9 kWh, 4,22 €
22. August: Obergünzburg, 1:35 Std, 32,8 kWh,9,27€
24. August: Ottobeuren, Laden misslungen (ABB Säule)
24. August: Obergünzburg, 1:50 Std, 19,4 kWh, 5,49 €
26. August: Sonthofen, 1:22 Std, 28,9 kWh, 8,16 €
26. August: Obergünzburg, 1:13 Std, 21,6 kWh, 6.09 €
27. August: Murnau, 2:24 Std, 23,6 kWh, 6,66 €
28. August: Obergünzburg, 2 Std, 39,7 kWh, 11,21 €
29. August: Ulm, 2:07 Std, 18,2 kWh, 5,13 €
29. August: Ellwangen, 1:06 Std. 15,1 kWh, 4,26 €
Ergebnisse
Gesamtausgaben für Strom 72,20 €, gefahrene Strecke 1806 km.
Für 72,20 € erhalte ich bei 1,04 € pro l Diesel 69,4 Liter fossilen Treibstoff. Bei einem durchschnittlichem Verbrauch von 5,5 l Diesel auf 100 km habe ich eine Reichweite von rund 1262 km.
Differenz: 544 km. Mit dem ADAC-Stromtarif über die EnBW mobility+ App (0,28 €/kWh) erhalte ich für den gleichen Preis 544 km mehr Reichweite – und fahre mit Ökostrom praktisch emissionsfrei.
Zum Vergleich: Volker Quaschning hat mit seinem Reichweiten reduzierten Tesla auf seiner sommerlichen Urlaubsreise von Berlin über Eisenach und Böblingen in die Schweiz 1357 km zurückgelegt und rd 80 € für den benötigten Ladestrom ausgegeben.