Die oft zitierte “Renaissance der Städte” und das stete Wachstum des eCommerce verändern auch den Wirtschaftsverkehr gerade in den Innenstädten sowohl im Endkundengeschäft wie im B2B-Geschäft. Kürzere Lieferzeiten nach dem “Same day delivery”-Prinzip oder das Prime-Angebot eines großen online-Händlers mögen im Einzelfall den Kunden erfreuen, stellen die Städte aber vor immer größere Herausforderungen, weil die Menge an Fahrzeugen in der Innenstadt und die damit verbundenen Umweltbelastungen zunehmen. Gleichzeitig stellen die Bürgerinnen und Bürger immer größere Anforderungen an die Lebensqualitat in der Stadt.
Die Frage lautet: wie halten wir es mit der Zunahme des Wirtschaftsverkehrs in der Stadt, der je nach Stadt und Größe zwischen 30 Prozent (Frankfurt) und 90 Prozent (London) am Gesamtverkehrsaufkommen ausmachen kann? Die Antwort auf diese Frage ist für sich genommen schon eine Herausforderungen. Das liegt etwa daran, dass wir keine exakten Zahlen zum Wirtschaftsverkehr haben: Leichte Nutzfahrzeuge und Pkw und deren Einsatzzweck im Stadtverkehr werden in der Statistik nicht unterschieden.
Nicht nur aus diesem Grund hat der Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BIEK) mit der akutellen Studie “Nachhaltige Stadtlogistik durch Kurier-, Express- Paketdienste” (Download) einen Meilenstein gesetzt. Die Autoren unter Leitung von Prof. Dr. Ing Ralf Bogdanski (TH Nürnberg) haben zum ersten Male für Lieferverkehre in der Stadt zwei Kommunen verglichen – Nürnberg und Frankfurt – und haben darüber hinaus Mengengerüste und Umweltwirkungen verglichen.
Auf dieser Grundlage wäre es möglich, die Umweltkosten jeder einzelnen Paket- und Express-Lieferung zu bestimmen – ganz im Sinne der EU-Umwelt- und Verkehrspolitik, mittelfristig die externen Kosten des Verkehrs zu internalisieren, um am Ende des Tages “echte Preise” kalkulieren zu können. Auch wenn das nicht Aufgabe der Studie war – allein deshalb lohnt der Blick in die Veröffentlichung des BIEK.
In der Pressemitteilung des BIEK heißt es: “Die Studie „Nachhaltige Stadtlogistik durch Kurier-, Express- und Paketdienste“ hat Treiber, Ziele, Konzepte und Rahmenbedingungen einer Nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste aus der Sicht von Handel, Kommunen und KEP-Diensten untersucht und die aktuellen Umweltwirkungen der „Letzten Meile“ quantifiziert. Die Studie setzt am Punkt „Beteiligung aller Stakeholder“ an und baut Informationsdefizite ab – bei den Kommunen über eine immer bedeutendere Branche, aber auch beim Handel und den KEP-Diensten über die Kommunen. Organisationsstrukturen der Kommunen und Zuständigkeiten für den Wirtschaftsverkehr sowie Interessenabwägungen der Kommunen zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen wurden transparent gemacht. Im Jahr 2014 wurden zwei Kommunen betrachtet – Nürnberg und Frankfurt am Main – und die dort bedeutendsten KEP-Dienste sowie die Sicht des Handelsverbandes Deutschland (HDE) untersucht. Als Grundlage der Untersuchung dienen Experteninterviews und Daten, die bei den befragten KEP-Diensten erhoben wurden.”