Städte sind dann lebenswert, wenn sie sich Radverkehr und Fußgängern anpassen

Radverkehr Autoverkehr, nachhaltige Mobilität
Konkurrenz auf knappem Raum: Auto und Rad in der Stadt. (Bild: ADFC)

Es stimmt ja: Eine Stadt ist dann lebenswert, wenn sie sich am Tempo der Fußgänger und Radfahrer orientiert statt am Tempo der Autos. Jan Gehl sagt das, Geschäftsführer von Gehl Architects in Kopenhagen und heute einer der einflussreichsten Stadtplaner. Der 78-Jährige leitet ein Büro mit inzwischen 35 Mitarbeitern und berät weltweit Städte wie Schanghai, New York, Singapur und St. Petersburg. Nun mag der Gedanke den geneigten Leser und für den überzeugten Radler – und selbstverständlich auch für die überzeugte Radlerin nicht neu sein, aber solange die Kluft zwischen Einsicht und Wirklichkeit gerade in Deutschland noch so groß ist, muss man diesen Gedanken wohl immer wieder aussprechen.

Gewiss, der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen wächst in vielen Städten zwischen Flensburg und Berchtesgaden. Angesichts der täglich zurückgelegten Strecken in den Städte, die häufig kürzer sind als sechs Kilometer, liegt der Anteil des Veloverkehrs immer noch weit unterhalb dessen, was angesichts von CO2-Belastung und Stadtklima möglich wäre.

Kein Grund zum Verzweifeln – mit den wachsenden Staus in den Städten und den längeren Hitzeperioden werden demnächst auch diejenigen weich werden, die sich ihre Mobilität bislang nur mit dem Auto vorstellen können. Wer früher umsteigen will und womöglich mehr über nachhaltige Mobilität erfahren und lernen will, was zu tun ist, um dieses Ziel zu erreichen, der kann von Anfang März an in Hamburg die Summer School des European Institute of Sustainable Transport (Eurist) besuchen.

„Patrick Kayemba von der First African Bicycle Information Organisation aus Uganda wird beispielsweise die Situation für Radfahrer in Uganda schildern, und Michael Kodransky von der NGO Institute for Transportation & Development Policy in New York wird über die Rolle der Stadtplanung und den nicht-motorisierten Verkehr in Megastädten sprechen. Zudem sind Exkursionen geplant“, schreibt die ZEIT über die Summer School..

Teilnehmen werden im Übrigen Vertreter aus den Niederlanden, Österreich, Belgien, der Schweiz, den USA und Kolumbien.

brand eins hat Jan Gehl in der Dezember-Ausgabe 2014 – Schwerpunkt: Genuss – gefragt, warum er bislang noch keine deutsche Stadt beraten hat. Seine Antwort: „Keine Ahnung. Vielleicht ist es so ein Kleiner-großer-Nachbar-Ding zwischen euch Deutschen und uns Dänen. Vielleicht liegt es auch daran, dass es 40 Jahre gedauert hat, bis mein erstes Buch ins Deutsche übersetzt wurde. Und meine Bücher sind immer die Türöffner für meine Arbeit gewesen.“

Dass vieles, wenn nicht gar das Meiste zum Thema Stadtplanung, aktive nachhaltige Mobilität und Radverkehr in Deutschland auf dem Tisch liegt, hat vor einiger Zeit auch die Ruropean Cyclist Federation (ECF) betont:  Cycling Solutions: Why Germany Has All The Answers

Hier gehts zum Programm der Summer School.

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