Elektromobilität vs Verbrennungsmotor – die Debatte über den Antriebsstrang der Zukunft und die Frage der Emissionen war in den vergangenen Monaten allzu häufig von Halb- und Viertelwahrheiten geprägt. Dabei hat es in der Vergangenheit keine Zeit gegeben, in der wir so leicht und so schnell auf unzählige Beiträge aus einer kaum überschaubaren Menge von seriösen Fachzeitschriften zugreifen konnten. Die Wirtschaftswoche hat vor diesem Hintergrund beinahe beispielhaft ein paar Fakten zu einem lesenswerten Beitrag über den Kampf bestimmter Interessengruppen gegen die Elektromobilität zusammengefasst.
Zu den fundamentalen Statements, die dennoch konsequent ignoriert werden, zählt ein Papier vom November 2017 unter dem Titel World Scientists´ Warning to Humanity: A second Notice. Ein Papier, das von 15.364 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit unterzeichnet worden ist. Die Botschaft lautet: Wir müssen unser individuelles Verhalten ändern und unseren pro Kopf Energieverbrauch fossiler Brennstoffe drastisch reduzieren.
Autos mit Verbrennungsmotoren haben in diesem Konzept keinen Platz mehr.
Das gilt vor allem für die Diskussion über den Verbrennungsmotor, über die angeblichen Vorteil des Diesel-Pkw und die weitgehend ausgeblendeten Erkenntnisse über die Umweltwirkungen von Autoabgasen. Die Klimawirksamkeit von Kohlendioxid, Stickoxiden und Feinstaub bleibt konsequent ausgeblendet – als sei der Zusammenhang von Grenzwerten und Klimaschutz aufgelöst.
Wir vergessen erstaunlich schnell: Im Herbst 2017 hatten weltweit mehr als 15.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Warnung an die Menschheit bekräftigt, die erstmals 1992 von damals mehr als 1500 Wissenschaftlern ausgesprochen worden war.
Damals schrieb die Union of Concerned Scientists: „Human beings and the natural world are on a collision course. Human activities inflict harsh and often irreversible damage on the envrionment and on critical resources.“ Unter der Überschrift „What we must do“ heißt es: „We must, for example, move away from fossil fuels to more beningn, inexhaustible energy sources to cut greenhouse gase emissions and the pollution of our air and water. Priority must be given to the development of energy sources matched to third world needs…“
Zu den Unterzeichnern zählten 99 der damals noch lebenden 196 Nobel-Preisträger.
In der aktuellen Erklärung von 2017 heißt es: „Since 1992 … humanity has failed to make sufficient progress in generally solving these forseen environmental challenges … Especially troubling is the current trajectory of potentially catastrophic climate change due to rising GHGs from burning fossil fuels … It is also time to re-examine and change our individual behaviors, including limiting our own production (ideally to replacement level at most) and drastically diminshing our per capita consumption of fossil fuels, meat and other resources.“
Die drastische Verringerung unsere pro-Kopf-Verbrauchs von fossilen Brennstoffen Kohle, Öl und Gas – das Thema ist oft und immer wieder von der Wissenschaft auf die Tagesordnung gesetzt worden, aber ebenso oft ignoriert worden.
Dass sich in der Autoindustrie vieles ändern muss, damit alles so bleibt, wie es ist, hat sich in der regierungsamtlichen Politik, in der Autoindustrie und in den Gewerkschaften (!) bislang noch nicht herumgesprochen. Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftswoche einen bemerkenswerten und deshalb lesenswerten Beitrag unter dem bezeichnenden Titel „Aufstand gegen das E-Auto“ (Download des Beitrages) veröffentlicht.
„Top-Manager der Autokonzerne haben die Wende zur zur E-Mobilität eingeleitet. Doch in Industrie und Wissenschaft sind längst noch nicht alle überzeugt. Elektro gegen Benzin gerät zur Glaubensfrage. Der Streit gefährdet den Standort“, heißt es im Vorspann der Titelgeschichte in der WiWo-Ausgabe Nr 5 vom 25. Januar 2019.
Er zeigt auf, dass der Nachwuchs der Ingenieure und Maschinenbauer etwa an der RWTH Aachen längst eine Entscheidung getroffen hat – zugunsten der Elektromobilität.
Das Papier World Scientists´Warning to Humanity ist nben der starken Botschaft auch auf andere Weise eine Besonderheit: Kein Papier und kein Dokument ist jemals von so vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterzeichnet worden.