Klimawandel: „Mensch und Natur
befinden sich auf Kollisionskurs“

Klimawandel: Mensch und Natur befinden sich auf Kollisionskurs. Extremwetterereignisse treten als Folge des von Menschen ausgelösten Klimawandels inzwischen mit bemerkenswerter Häufigkeit auf. Was eben noch als Katastrophe sich zugetragen hat, ist morgen mit dem nächsten extremen Wetterereignis schon wieder vergessen. Häufigkeit und Frequenz der Ereignisse lassen kaum Zeit zum Nachdenken. Und die serielle Präsentation von beispiellosen Einzelereignissen durch die elektronische und Printmedien, ihre Wucht, mit der sie unseren seelischen Haushalt erschüttern, erschwert und verstellt den Blick auf die Zusammenhänge.

Klimawandel: Mensch und Natur befinden sich auf Kollisionskurs – das war die Botschaft von Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern unter der Überschrift „World Scientists Warning to humanity“ im Jahr 1992. So deutlich die Warnung, die damals von der Hälfte aller lebenden Nobelpreisträger signiert worden ist, so wenig Wirkung hat sie heute. Dabei ist es beim Thema Klimawandel wichtiger denn je zu begreifen, was mit welchen Konsequenzen geschieht, aber unter dem drohenden Diskursverlust, wachsender Propaganda und der massiven Flut der Katastrophen-Bilder kaum möglich.

Wenn Bilder die Welt überwucherten, trügen sie stets die Gefahr in sich, „zu Verdummungsgeräten zu werden, weil sie, qua Bilder, im Unterschied zu Texten, grundsätzlich keine Zusammenhänge sichtbar machten“, schreibt Günther Anders in „Die Antiquiertheit des Menschen„.

Überraschend kommt unser mangelndes Verständnis dessen, was wir seit Jahrzehnten anrichten, also nicht. Es belegt zudem, wie wenig darüber vermittelt wird, was dem Klimawandel zugrunde liegt, welchen Gesetzmäßigkeiten er unterworfen ist und wie sehr Teile der Politik – aus Unkenntnis oder Vorsatz – leugnen und verharmlosen, was wir seit Jahrzehnten wissen und – schlimmer noch – gerade dabei sind, das Wenige, was wir erreicht haben, zu beschädigen.

Beispiele gibt es viele: „Hier entstehen Ereignisse, die es vorher nicht gab. Damit konnte auch oder hat keiner normalerweise gerechnet“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angesichts der Hochwasser im Juni 2024, um sich in einer anderen Sache u.a. mit Jens Spahn (CDU) an die Spitze derjenigen zu stellen, die das beschlossene Aus des Verbrennungsmotors in der EU aufheben wollen. Oder Christian Lindner (FDP), der aktuell die Förderung erneuerbarer Energie einstellen, die dafür notwendigen Stromnetze grundsätzlich überprüfen und den Kohleaussteig infrage stellen will.

Die Perfidie solcher Äußerungen liegt darin, dass damit so ziemlich alles verschwiegen und verleugnet wird, was seit mehr als 60 Jahren von Universitäten, Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen und politischen (!) Kommissionen – seit der Geburtsstunde der deutschen Umweltpolitik – erarbeitet und publiziert worden ist. Dass sie vergessen machen wollen, was im jüngerer Zeit der Weltklimarat IPCC, die Weltorganisation für Meteorologie WMO, die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die US Raumfahrtbehörde NASA, das Erdbeobachtungsprogramm der EU Copernicus bis hin zu den Jahreskonferenzen des heimischen Deutschen Wetterdienstes (DWD) immer und immer wieder vermittelt haben.

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Willy Brandt (SPD) mit Lindaus Bürgermeister Josef Steuer zu Beginn des 22. Lindau Nobel Laureate Meetings 1972.

Die Geburtsstunde der deutschen Umweltpolitik fällt auf die Wende der 60/70er Jahres des 20. Jahrhunderts. Dass diese Geburtsstunde mit den Namen Willy Brandt (SPD), Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Gerhart Baum (FDP) verbunden ist, mag im Fall der prominenten FDP-Mitglieder heute ein wenig verwundern angesichts der Lage und des Zustandes, in dem sich die Freidemokraten befinden.

Klimawandel: Bewusstsein für Umweltethik schaffen

Zur Jahreswende 1969/70 sind die damals noch einzelnen administrativen „Umwelt“-Kompetenzen in den Ministerien im Zuge der sozial-liberalen Reformpolitik im Innenministerium zusammengefasst worden, das damals unter Leitung von Genscher stand. Die neue BMI-Abteilung „Umweltschutz“ soll, das ist das Ziel, eine neue Umweltethik und ein neues Rechtsbewusstsein für Umweltfragen stimulieren.

Auslöser dieser neuen Aufmerksamkeit für Umweltfragen waren neben dem Fischsterben im Rhein Ende der 60er Jahre vor allem das Engagement für den Umweltschutz in den USA, repräsentiert durch die Präsidenten Lyndon B. Johnson und Richard Nixon.

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US Präsident Lyndon B. Johnson. (Bild: Arnold Newman)

Im Februar 1965 veröffentlicht das Weiße Haus und Lyndon B. Johnson (Bild) eine „Special Message to the Congress on Conservation and Restoration of Natural Beauty“. Argumentation und Wortwahl sind heute kaum weniger verblüffend wie damals, vor allem weil Johnson auch von der Schönheit der Natur spricht.

In der Special Message heißt es unter anderem: „Der Sturm des modernen Wandels droht in wenigen Jahrzehnten zu zerstören, was über Generationen hinweg geschätzt und geschützt wurde. Umweltverschmutzung zerstört die Schönheit und bedroht die Gesundheit. Sie mindert die Effizienz, verringert den Wert von Immobilien und erhöht die Steuern.“

Johnson geht dann ins Detail: „Diese Generation hat die Zusammensetzung der Atmosphäre auf globaler Ebene durch radioaktive Stoffe und einen stetigen Anstieg des Kohlendioxids aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe verändert. Ganze regionale Lufteinzugsgebiete, die Umgebung von Kulturpflanzen und Flusseinzugsgebiete sind mit schädlichen Stoffen belastet. Kraftfahrzeuge und Heizungsanlagen, städtische Mülldeponien und Fabriken schleudern kontinuierlich Schadstoffe in die Luft, die wir atmen. Jeden Tag werden der Atmosphäre fast 50.000 Tonnen unangenehmes und manchmal giftiges Schwefeldioxid zugeführt, und unsere Autos produzieren fast 300.000 Tonnen anderer Schadstoffe.“

„Die Schönheit unseres Landes“

Zugleich verweist er auf die „Schönheit unseres Landes“, die er als „natürliche Ressource“ bezeichnet. „Ihre Bewahrung ist mit dem inneren Gedeihen des menschlichen Geistes verbunden.“

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 1965
auf   319   ppm

Sieben Jahre nach der Special Message des US-Präsidenten kommt 1972 die UNO-Weltkonferenz über die menschliche Umwelt („Umweltschutzkonferenz“) in Stockholm zusammen – es war die erste UNO-Konferenz zum Thema Umwelt und gilt heute als der eigentliche Beginn der internationalen Umweltpolitik. Mehr als 1200 Vertreter aus 112 Staaten nehmen daran teil. Der Beginn dieser Konferenz, der 5. Juni, ist noch heute der “ Internationale Tag der Umwelt“.

Die Teilnehmer*innen verabschieden die Stockholm Declaration and Action Plan for the Human Environment .

Die ersten beiden Prinzipien lauten:

  • „Der Mensch hat ein Grundrecht auf Freiheit, Gleichheit und angemessene Lebensbedingungen in einer Umwelt, deren Qualität ein Leben in Würde und Wohlbefinden ermöglicht, und er trägt eine feierliche Verantwortung für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt für heutige und künftige Generationen.“
  • „Die natürlichen Ressourcen der Erde, einschließlich der Luft, des Wassers, des Bodens, der Flora und Fauna und insbesondere repräsentativer Exemplare natürlicher Ökosysteme, müssen zum Nutzen heutiger und künftiger Generationen durch sorgfältige Planung bzw. Bewirtschaftung geschützt werden.“

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 1972
auf    326   ppm

1972 hält Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt (SPD) seinen zukunftsweisenden Vortrag unter der Überschrift „Umweltschutz als internationale Aufgabe“ vor Nobelpreisträgern in Lindau. Ein Jahr zuvor hatte Graf Lennart Bernadotte den Umweltschutz in den Mittelpunkt der Tagung gestellt.

„Wir sind in den letzten Jahren Zeugen eines Bewusstseinswandels von geschichtlicher Auswirkung: Industrielle und technologische Revolution sowie wirtschaftliches Wachstum haben die menschlichen Möglichkeiten in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß erweitert. Gleichzeitig wird jedoch immer deutlicher, dass dieser Prozess zu schweren Schäden der physischen und sozialen Umwelt führt, die die Existenz des Menschen gefährden.“

Wir müssten lernen, sagte Brandt in seiner Rede, Umweltgefahren als ein weltweites, zugleich für alle Bereiche des Lebens umfassendes Problem zu begreifen; und wir müssen prüfen, ob unser gesellschaftliches Wertesystem der Forderung nach einer angemessenen Qualität des Lebens standhält.“

Den Zusammenbruch des ökologischen Systems verhindern

Umweltschutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe, die es gegen den Widerstand vielfältiger Sonderinteressen durchzusetzen gelte, zumal die Gefahren der Umweltzerstörung häufig erst erkannt würden, „wenn sie sich bereits millionenfach vervielfältigt haben. Man sollte daraus die Lehre ziehen, dass es insgesamt schon viel später ist als wir denken möchten … Es geht um nicht weniger als darum, den Zusammenbruch unseres ökologischen Systems zu verhindern.“

Brandt fordert deshalb, künftig auf manches zu verzichten, „was zwar ökonomisch rentabel, aber gesellschaftlich bedenklich ist. Und wir müssen manches, was ökonomisch als unrentabel erscheinen mag, gesellschaftlich durchsetzen.“

Mitschnitt der Rede Brandts (Download des Skripts) auf der Konferenz der Nobelpreisträger in Lindau 1972.

 

Ende der 80er Jahre beschäftigt sich die Enquete Kommission des Bundestages „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ mit dem Klimawandel. Im Bericht der Kommission, im November 1988 vorgelegt, heißt es:

„Die Klimatologen sind sich darüber einig, daß die Ursache dieses Temperaturanstiegs der Anstieg der atmosphärischen Konzentration bestimmter klimawirksamer Spurengase, allen voran das Kohlendioxid, ist. Sie erwarten als Folge einer Verdoppelung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre einen mittleren globalen Temperaturanstieg von 3 ± 1,5° C in Bodennähe. Der Temperaturanstieg wird im gleichen Zeitraum (im Verlauf des nächsten Jahrhunderts) sogar 6 ± 3° C betragen, wenn die Zunahme der Konzentrationen aller klimawirksamen Spurengase berücksichtigt wird.“

Katastrophale Auswirkungen auf die Menschheit

Zwar stehe der letzte wissenschaftliche Beweis für diese These noch aus, „doch sind sich die Klimatologen darüber einig, daß diese These mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit richtig ist. Darüber hinaus warnen sie davor, erst den letzten lupenreinen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz des Treibhauseffektes abzuwarten, da es bis dahin mit ziemlicher Sicherheit für Gegenmaßnahmen zu spät sein wird.“

„Die Klimatologen rechnen damit, daß ein weiterer Konzentrationsanstieg dieser sogenannten Treibhausgase in der Atmosphäre … die Luft in Bodennähe im Verlauf des nächsten Jahrhunderts um 6 ± 3° C erwärmen wird. Dabei gilt bereits eine Temperaturerhöhung von etwa 2° C als ein Wert, der voraussichtlich katastrophale Auswirkungen auf die Menschheit und ihre Ernährungssituation und auf die Ökosysteme haben würde.“

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 1988
auf   341  ppm.

Zehn Jahre später hat sich die Lage des Planeten und der Atmosphäre so massiv verändert, dass erstmals hunderte Wissenschaftler*innen weltweit eine „Warning to humanity“ aussprechen. In dem am 16. Juli 1992 veröffentlichten Aufruf heißt es:

Union of concerned Scientists, A Warning to humanity, Klimawandel, Transformation, Umweltschutz, Verkehr, Verkehrskontor FrankfurtRheinMain, Jürgen Schultheis

„Mensch und Natur befinden sich auf Kollisionskurs. Menschliche Aktivitäten fügen der Umwelt und kritischen Ressourcen schweren und oft irreversiblen Schaden zu. Wenn wir nicht gegensteuern, gefährden viele unserer derzeitigen Praktiken ernsthaft die Zukunft, die wir uns für die menschliche Gesellschaft und das Pflanzen- und Tierreich wünschen, und könnten die lebende Welt so verändern, dass sie nicht in der Lage sein wird, das Leben in der uns bekannten Weise zu erhalten.“

Der Warnung schließt mit den Sätzen: „Wir, die unterzeichnenden hochrangigen Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Welt, warnen hiermit die gesamte Menschheit vor dem, was vor uns liegt. Ein großer Wandel in unserem Umgang mit der Erde und dem Leben auf ihr ist erforderlich, wenn großes menschliches Elend vermieden werden soll und unsere globale Heimat auf diesem Planeten nicht unwiederbringlich verstümmelt werden soll.“

Signiert hatten rund 1700 Wissenschaftler*innen, unter ihnen 104 Nobelpreisträger. Die Unterzeichner repräsentierten 71 Staaten, darunter die 19 größten Ökonomien der Welt, 12 Länder aus Afrika, 14 Länder aus Asien, 19 Länder aus Europa und 12 aus Latein-Amerika.

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 1992
auf   356   ppm

 

Sechs Jahre nach der Enquete Kommission des Bundestages „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ legt die Enquete Kommission des Bundestages „Schutz der Erdatmosphäre“ im Oktober 1994 ihren Bericht zur Lage vor.

Klimawandel:
Kaum abschätzbare sozio-ökonomischen Auswirkungen

Darin heißt es: „Bei weiter ungebremsten Emissionen wird die Klimaänderung Dimensionen annehmen, die mit kaum abschätzbaren sozio-ökonomischen Auswirkungen verbunden sein werden.“ Aber neben den wissenschaftlichen Ergebnissen weist die Kommission auch auf die Strategie der Leugner und Zweifler des Klimawandels hin: „Nach Auffassung der Enquete-Kommission macht der vorhandene wissenschaftliche Kenntnisstand – trotz offener Detailfragen – bereits heute politisches Handeln dringlich. Die Enquete-Kommission betont dies insbesondere vor dem Hintergund, daß in jüngster Zeit eine durch nichts gerechtfertigte Diskreditierung der Forschungsergebnisse zu beobachten ist, die eindeutig zum Ziel hat, den oben erwähnten objektiven Abwägungsprozeß zu verhindern und die Ergreifung der notwendigen Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionsraten klimarelevanter Spurenstoffe zu vermeiden.“

Dabei werde der Eindruck erweckt, „daß die bisherige Klima- und Ozonforschung durch modellgläubige Wissenschaftler bestimmt worden ist, die ohne Berücksichtigung der Unsicherheiten ihre Modellergebnisse interpretieren. Diese Vorstellung ist falsch.“

Klaus-Michael Meyer-Abich, Mitglied der Kommission, betont damals die Risiken steigender Emissionen. „Diese anthropogen ausgelöste Änderung des globalen Klimas wird erhebliche, nicht alle Regionen gleichermaßen betreffende ökologische und sozioökonomische Auswirkungen haben, deren genaue Ausmaße heute noch nicht hinreichend genau abgeschätzt werden können.“

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 1994
auf   358   ppm.

Im Ton deutlich und direkt wie selten zuvor formuliert Papst Franziskus II. im Jahr 2015 die Enzyklika „Laudato si“. Darin heißt es: Diese Schwester, gemeint ist die Erde, „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat.“

Papst Franziskus II.

„Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern. Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde, die ,seufzt und in Geburtswehen liegt´ (Röm 8,22). Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen 2,7). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“

Der Mensch zerstört die biologische Vielfalt der göttlichen Schöpfung

Franziskus II. zitiert in seiner Enzyklika eine Rede des Patriarchen Bartholomäus, seit 1991 griechisch-orthodoxer Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, aus dem Jahr 1997: „Dass Menschen die biologische Vielfalt in der göttlichen Schöpfung zerstören; dass Menschen die Unversehrtheit der Erde zerstören, indem sie Klimawandel verursachen, indem sie die Erde von ihren natürlichen Wäldern entblößen oder ihre Feuchtgebiete zerstören; dass Menschen anderen Menschen Schaden zufügen und sie krank machen, indem sie die Gewässer der Erde, ihren Boden und ihre Luft mit giftigen Substanzen verschmutzen – all das sind Sünden. Denn ein Verbrechen gegen die Natur zu begehen, ist eine Sünde gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.“

 

Auf der Klimakonferenz von Paris einigen sich die Vertreter*innen von 195 Staaten auf ein Klimaabkommen, mit dem die Erderwärmung bis zum Jahrhundertende auf +2°C , besser noch 1,5°C begrenzt werden soll.

Die drei Hauptziele des Abkommens sind in Artikel 2 festgehalten:

  • Beschränkung des Anstiegs der weltweiten Durchschnittstemperatur
  • Senkung der Emissionen und Anpassung an den Klimawandel
  • Lenkung von Finanzmitteln im Einklang mit den Klimaschutzzielen

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 2015
auf   400   ppm

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts steigt die Konzentration von CO2 in der Erdatmosphäre kontinuierlich an, in den vergangenen 30 Jahren stärker als je in den vergangenen drei Millionen Jahren. Trotz aller Hinweise und Warnungen ist der Trend ungebrochen, trotz aller Vereinbarungen steigt die Konzentration in der Erdatmosphäre.

Die Union of Concerced Scientists veröffentlicht deshalb 2017 die zweite „World Scientists Warning to Humanity: A second notice 2017“ und erinnert an die Unterzeichner der ersten Warnung aus dem Jahr 1992.

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„Sie forderten, die Treibhausgasemissionen zu senken und aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen, die Abholzung der Wälder zu reduzieren und den Trend des Rückgangs der biologischen Vielfalt umzukehren. Seit 1992 hat die Menschheit – mit Ausnahme der Stabilisierung der stratosphärischen Ozonschicht – keine ausreichenden Fortschritte bei der Lösung dieser vorhersehbaren Umweltprobleme gemacht, und erschreckenderweise werden die meisten von ihnen immer schlimmer, wie diese alarmierenden Trends zeigen.“

Wir setzten unsere Zukunft aufs Spiel, „indem wir unseren intensiven, aber geografisch und demografisch ungleichmäßigen Materialverbrauch nicht einschränken und das anhaltend schnelle Bevölkerungswachstum als Hauptursache für viele ökologische Bedrohungen nicht erkennen.“

Klimawandel: Es fehlen erforderliche Schritte,
„um unsere gefährdete Biopopulation zu schützen“

Der Menschheit gelinge es nicht, „das Bevölkerungswachstum angemessen zu begrenzen, die Rolle einer auf Wachstum basierenden Wirtschaft neu zu bewerten, Treibhausgase zu reduzieren, Anreize für erneuerbare Energien zu schaffen, Lebensräume zu schützen, Ökosysteme wiederherzustellen, die Umweltverschmutzung einzudämmen, die Ausdünnung zu stoppen und invasive gebietsfremde Arten einzudämmen.“ Sie unternehme nicht die dringend erforderlichen Schritte, „um unsere gefährdete Biopopulation zu schützen.“

Die Warnung von 2017 wird von 15.000 Wissenschaftler*innen aus 184 Staaten unterzeichnet, veröffentlicht in BioScience, Volume 67, Issue 12, December 2017

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 2017
auf   405   ppm

Klimawandel, Transformation, Umweltschutz, Verkehr, Verkehrskontor FrankfurtRheinMain, Jürgen Schultheis, Union of concerned Scientisits
Zeitliche Entwicklung der in der „Warning to Humanity“ von 1992 genannten Umweltprobleme.

„Hier entstehen Ereignisse, die es vorher nicht gab. Damit konnte auch oder hat keiner normalerweise gerechnet“, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gesagt. Wenig war bislang so vorhersehbar wie die Extremwetterereignisse der jüngsten Zeit. Über die hier zusammengefassten Dokumente hinaus haben die Berichte der oben genannten Institutionen Weltklimarat, WMO, NOAA, NASA, Deutscher Wetterdienst und Copernicus immer und immer wieder auf das hingewiesen, was sich klimatisch abzeichnet.

Dass sie in Teilen der Politik nicht gesehen werden wollten, hat mit Lobbyismus und Opportunismus zu tun, mit Interessenvertretung zum Vorteil einzelner Gruppen, die Gewinne über Wohlfahrt stellen, mit Angst eines Großteils amtierender Politiker*innen, den Wähleri*innen klaren Wein einzuschenken – auf Kosten derjenigen, die noch nicht geboren sind.

„Wir haben es mit einer Situation zu tun, die in ihrem Ausmaß noch nicht dagewesen ist“, sagte Frankreichs Ministerin für ökologischen Wandel, Agnès Pannier-Runacher vor gerade mal zwei Wochen angesichts der Flutkatastrophe im Süden des Landes. „Das hat es seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.“ Aber kümmert es große Teil der Politik?

Die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigt 2024
auf    427   ppm

Im kürzlich veröffentlichten Emissions Gap Report der UN heißt es: „Bei der derzeitigen Politik werden die globalen Emissionen 2030 voraussichtlich 57 GtCO2e (Spanne: 53-59) betragen, was
etwas höher als in der letztjährigen Bewertung und rund 2 GtCO2e (Spanne: 0-3 GtCO2e) über den unbedingten NDCs und 5 GtCO2e (Spanne: 2-9 GtCO2e) über den bedingten NDCs. Diese Lücke bei der Umsetzung der politischen Maßnahmen zur Erreichung der NDCs für 2030 ist in etwa der gleiche wie bei der letztjährigen Bewertung.“

UN: Der Erde könnte sich um +3,1° C erwärmen

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Treibhausgasemissionen 2023 nach Angaben des Emissions Gap Report der UN.

TreiDer Report betont, dass die Industrieländer in besonderer Verantwortung stehen: “ Auch die Treibhausgasemissionen der G20-Mitglieder im Jahr 2023 gestiegen und machten 77 Prozent der
globalen Emissionen. Rechnet man alle Länder der Afrikanischen Union Länder der Afrikanischen Union zum G20-Gesamtwert hinzugerechnet, wodurch sich die Zahl von 44 auf 99 Länder, steigen die Gesamtemissionen um nur 5 Prozentpunkte auf 82 Prozent. Die sechs größten Treibhausgasemittenten waren für 63 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Dagegen entfielen auf die am wenigsten entwickelten Länder dagegen nur 3 Prozent.“

Werden die aktuellen Zusagen zur Minderung der Erderwärmung eingehalten und nicht durch ein größeres Engagement der Staaten bei der Vermeidung von CO2-Emissionen abgelöst, prognostiziert der Report eine globale Erwärmung um bis zu 3,1°C (Spanne: 1,9-3,8) im Laufe des Jahrhunderts. Die noch schlechtere Botschaft lautet: Selbst in einer Netto-Null-Emissions-Welt wird die Erwärmung noch Jahrhunderte anhalten, wie es ein Forscherteam um Andrew D. King (School of Geography, Earth adn Atmospheric Sciences, University of Melbourne) im Oktober 2024 in dem Beitrag „Exploring climate stabilisation at different global warming levels in ACCESS-ESM-1.5“ prognostiert hat.

 

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