Die Folgen der Digitalisierung und die Anforderungen der Wissensökonomie

Die Wissensökonomie steht heute im Schatten der Digitalisierung. Doch der Entwurf einer allumfassend virtuellen Welt verstellt den Blick auf die Notwendigkeit physischer Interaktion und kreativer Prozesse, wie sie durch die Wissensökonomie beschrieben werden. So wertvoll die Kommunikations-Instrumente sind, die uns im Zuge der Digitalisierung bereitgestellt werden – face-to-face-Kontakte werden sie nicht ersetzen können. Denn Vertrauen als Basis erfolgreicher Kooperation entsteht nur im physischen, niemals allein im virtuellen Raum. Weshalb sich Marshal McLuhan fundament geirrt hat, als er Ende der 60er Jahre glaubte, die neue Informations- und Kommunikationstechnologie werde Städte wie New York überflüssig machen. Im US-Magazin Skift ist jetzt ein Beitrag von Greg Oates zum Thema Wissensökonomie und Airport Cities erschienen.

Das Sprechen und Schreiben über die Digitalsierung, diesem grundstürzenden Wandel in unserer Lebens- und Arbeitswelt, zeigt manchma Parallelen zum Gebrauch milder Drogen. Intensiver Konsum, rauschhafte Zustände, die bisweilen zur Besinnungslosigkeit führen. Und wie Drogen Nebenwirkungen für den Körper haben, wirkt auch die Digitalisierung auf den Grad der Beschäftigung und die Folgen für unser Sozialversicherungssystem. Der Konsument, der doch oft ein Abhängiger ist, mag das nicht wahrhaben wollen. Alles halb so wild, wir haben das alles im Griff …

Es sieht so aus, als hätte der allgemeine Digitalisierungsrausch die Debatte über die Wissensökonomie im Keim erstickt. Während in den USA die Debatte über die knowledge economy ihr Fundament erhalten hat, auf dem in den vergangenen Jahrzehnten systematisch aufgebaut worden ist, fristet das Thema hier zu Lande auf den Agenden eher ein Schattendasein.

Dabei geben die Erkenntnisse der Wissensökonomie durchaus wichtige Impulse für die Art und Weise, wie wir heuten arbeiten sollten und morgen arbeiten müssen. Sie legen das Fundament für kreative Prozesse und erfolgreiche Kooperationen. Doch die sehen anders aus, als es im Zuge der Digitalisierung dargestellt wird. Physische Präsenz und direkter Austausch von Personen behalten ihren Stellenwert, die durch neuen Formen der Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung ergänzt werden – und nicht umgekehrt.

Die Schlüsselbegriffe lauten face-to-face-Kontakte und implizites und explizites Wissen. In einem Gespräch mit dem US-Journalisten Greg Oates hatte ich im April im House of Logistics and Mobility Gelegenheit, den Zusammenhang zwischen Standorte mit exzellenter Erreichbarkeit, wozu Airport Cities zählen, face-to-face-Kontakten und der Rolle von tacit knowledge, dem impliziten Wissen zu erläutern.

Kürzlich hat Greg Oates seinen Beitrag dazu in Skift unter dem Titel „The Airport City that wants to bei the New Model for Meetings and Knowledge Sharing“  veröffentlicht.

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