Fraport Vorstand Anke Giesen hat in diesem Jahr die Veranstaltung „Fraport Regionalpark Open 2100“ eröffnet. Die Konferenz hat sich mit dem Thema Radverkehr beschäftigt. Welche Bedeutung das Rad in der Frankfurt Airport City hat und künftig haben könnte, welche Angebote für Mitarbeiter und vor allem für Umsteiger auf den internationalen Strecken denkbar sind, darüber haben wir mit Fraport-Vorstand Anke Giesen gesprochen.
Frau Giesen, als Vorstand Operations der Fraport AG sind Sie verantwortlich für den strategischen Geschäftsbereich Flugbetriebs- und Terminalmanagement, Unternehmenssicherheit, zu dem auch der Themenkomplex Umweltauswirkungen Lärm und Luftschadstoffe gehört. Das Fahrrad ist das schadstofffreieste Verkehrsmittel, das es gibt. Was wird getan, um mehr Radverkehr am Flughafen zu gewährleisten?
Anke Giesen: Wir freuen uns, dass die Anzahl der Radler zum Flughafen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Für das geplante Terminal 3 wird das Fahrrad als Fortbewegungsmittel somit auch berücksichtigt. Die Einbeziehung der Fahrradfahrer ins bestehende Verkehrsnetz ist in der Entstehung, allerdings erfordert dies eine detaillierte Planung, da die Flächen am Flughafen knapp sind. Im Sinne einer optimalen Raumnutzung muss genau geprüft werden, wofür die jeweilige Fläche verwendet werden soll.
Was ist mit dem geplanten Bau von Radschnellwegen? Wie ist der aktuelle Stand?
Rund um den Flughafen besteht ein großes Netz an Fahrradwegen im Regionalpark RheinMain. Ein Radschnellweg wäre sicherlich eine sehr gute und wünschenswerte Ergänzung zu diesem Verkehrsnetz. Derzeit gibt es Pläne für eine Machbarkeitsstudie, die von Fraport unterstützt wird. Sie wird zeigen, ob ein solches Vorhaben realisierbar ist.
Welche Rolle kann der Radverkehr für Fraport künftig spielen, auch im Blick auf Ihre Nachhaltigkeitsstrategie?
Die Region Frankfurt / Rhein Main hat sich, genau wie das Land Hessen, vorgenommen, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2020 auf gute 15% zu erhöhen. Jeder Radler spart Sprit und damit CO2, entlastet den Straßenverkehr und tut etwas Gutes für seine Gesundheit. Somit begrüßen wir es sehr, dass unsere Mitarbeiter zum Fahrrad greifen 2009 haben wir z.B. eine Fahrradgarage in Betrieb genommen, in der man sein Fahrrad während der Arbeitszeit abstellen kann.
Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrund die Kooperation mit der Grundstücksgesellschaft Gateway Gardens?
Das gemeinschaftliche Engagement zwischen der Fraport AG, Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, der OFB Projektentwicklung GmbH und der Stadt Frankfurt, das hinter Gateway Gardens steckt, zeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit für eine nachhaltige Entwicklung aus. Wir freuen uns über jedes gemeinsame Projekt und hoffen, dass auch die Verbesserung des Radwegenetzes beispielsweise durch einen Schnellweg dazu beitragen wird, diesen Standort zu einem Vorreiter für nachhaltige Mobilität zu machen. Schon heute gibt es in Gateway Gardens wie auch an unserem Terminal 1 eine „Call a Bike“ Fahrrad-Verleihstation der Deutschen Bahn.
Radausflüge für Umsteiger im Interkontinentalverkehr? „Wir hoffen solche Touren bald für unsere Fluggäste und weitere Interessierte ausrichten zu können.“
Mit der Initiative „Great to have you here“ und dem Angebot „Create your stay” haben Sie einen Schritt hin zum „Erlebnis Flughafenregion“ gemacht. Ist es denkbar, dass Umsteiger mit ein- oder mehrstündigem Aufenthalt in Zukunft eine geführte Tour mit dem Pedelec oder E-Bike durch den Stadtwald oder in die Frankfurter Innenstadt machen können?
Wir hoffen solche Touren bald für unsere Fluggäste und weitere Interessierte ausrichten zu können. Allerdings befinden wir uns hier noch in einer sehr frühen Planungsphase, da ein solches Projekt eine entsprechende Infrastruktur voraussetzt, die derzeit nicht im erforderlichen Maße besteht. Somit ist eine konkrete Zeitangabe derzeit noch nicht möglich.
Wie kann Fraport den Regionalpark in Zukunft als Ziel solcher Ausflüge nutzen?
Fraport ist größter Förderer und mit verantwortlich für die Entwicklung des Regionalparks RheinMain. Gemeinsam mit den Kommunen wurde ein buntes Portfolio an Freizeitangeboten geschaffen, zu dem auch viele Fahrradrouten gehören. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Flughafen sowie seiner großen Vielfalt ist der Regionalpark ideal für die Einbeziehung in Ausflüge geeignet, ob für einen Aufenthalt zwischen zwei Flügen oder auch ganze Tagesausflüge.
Gibt es Beispiele von Fahrradmobilität an anderen Flughäfen?
Das Fahrrad spielt in der Personenbeförderung an unserem Flughafen bereits eine wichtige Rolle. Bei Fraport sind derzeit rund 900 Dienstfahrräder und 20 Lastenfahrräder im betrieblichen Einsatz. Auch an anderen Flughäfen wie Dortmund, Amsterdam und vielen anderen gibt es Angebote rund um das Fahrrad – seien es spezielle Stellplätze oder Fahrradverleih-Services. In London wird die Möglichkeit geprüft den Flughafen London Heathrow durch den Bau einer neuen Fahrradstrecke mit der Innenstadt zu verbinden.
Eine weitere Möglichkeit, Ressourcen zu schonen ist der Einsatz von Elektromobilität. Der Frankfurter Flughafen ist ein intermodaler Hub, wie es ihn angesichts der Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger nicht noch einmal gibt…
… die Elektromobilität ist für den Frankfurter Flughafen bereits jetzt ein zentrales Thema. Beispielsweise sind rund 10% der Fahrzeuge der Flotte der Fraport AG bereits heute elektrisch angetrieben. Insbesondere bei Spezialfahrzeugen zur Flugzeugabfertigung, die einen großen Anteil an den CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte haben, treiben wir die Elektrifizierung voran. Die Bundesregierung hat die aktuellen Elektromobilitätsprojekte am Frankfurter Flughafen unter dem Dach „E-Port an“ – die elektromobile Flugzeugabfertigung – offiziell zum „Leuchtturm Elektromobilität“ gekürt. „E-Port an“ ist ein gemeinsames Vorhaben der Partner Fraport AG, Lufthansa Group, Land Hessen und Modellregion Elektromobilität Rhein-Main. Im Mai 2014 hat „E-Port an“ den renommierten GreenTec Award in der Kategorie Luftfahrt gewonnen. Der GreenTec Award gilt als der größte europäische Umwelt- und Wirtschaftspreis. Die Auszeichnungen spornen uns an, den Anteil an Elektrofahrzeugen in unserer Flotte in den nächsten Jahren weiter zu steigern.
„Die Teilnehmer haben die Nutzung des Fahrrads am Flughafen Frankfurt als sehr positiv bewertet und Potenziale aufgezeigt, denen wir nachgehen werden.“
Welche Impulse gehen von der Konferenz „Mobilität 2100“ aus, die von Fraport getragen wird?
Im Mittelpunkt der „Fraport Regionalpark Open“, bestehend aus der Konferenz „Mobilität 2100“ und dem Aktionstag, stand dieses Jahr die Fahrradmobilität. Die Teilnehmer haben die Nutzung des Fahrrads am Flughafen Frankfurt als sehr positiv bewertet und Potenziale aufgezeigt, denen wir nachgehen werden. Beim Aktionstag hatten sie zudem die Möglichkeit, sich selbst von der Tauglichkeit des Fahrrads für den Personen- und Lastenverkehr zu überzeugen. Durch die Bekanntheit des Frankfurter Flughafens und seine Vorreiterrolle in vielen Bereichen hoffen wir, dass auch andere Unternehmen die Fahrradmobilität für Mitarbeiter und Kunden als Möglichkeit für sich erkennen.
Wie sieht der intermodale Hub am Frankfurter Flughafen in 20 Jahren aus?
Der Frankfurter Flughafen verfügt über eine hervorragende Verkehrsanbindung, ob in der Luft, mit dem PKW oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Als einer der weltweit führenden Flughäfen haben wir den selbst gesetzten Anspruch die Mobilität rund um den Flughafen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. In diesem Zuge wird sicherlich die Verkehrsanbindung mit dem Fahrrad, sowie die Einbeziehung von Elektrofahrzeugen eine wachsende Rolle spielen.
Interview: Jürgen Schultheis
Zur Person: Anke Giesen ist Vorstand Operations der Fraport AG. Zu ihren strategischen Geschäftsbereichen zählen „Airport Security Management“, Flugbetriebs- und Terminalmanagement, Unternehmenssicherheit“, „Handels- und Vermietungsmanagement“ und der Zentralbereich „Personal/Führungskräfte In-/Ausland“. Nach ihrem Jura-Studium startete sie ihre Karriere 1992 bei der Mannesmann Dematic AG als Referentin für Personal und Führungskräfte im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik.
Im Jahr 2001 wechselte Frau Giesen zum internationalen Holzwerkstoff-Produzenten Pfleiderer AG, wo sie diverse leitende Funktionen bekleidete, von 2004 an als Leiterin Personal Konzern und Mitglied der Geschäftsleitung des Business Centers Westeuropa. 2009 wechselte sie zur Douglas Holding AG. In dem internationalen Handels-Konzern war sie als Arbeitsdirektorin und Mitglied des Vorstands für die Holdingbereiche Personal und Recht sowie die Servicebereiche Versicherungsmanagement und Einkauf verantwortlich.
Fraport Regionalpark Open 2014
Fraport