Die Veröffentlichung meines Artikels in der Frankfurter Rundschau über die Zulassung iranischer Verlage zur Buchmesse 1991 hatte bundesweit hohe Wellen geschlagen – vor allem nachdem Frank Schirrmacher, damals Leiter der Redaktion „Literatur und literarisches Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Anfang September das Thema i Feuilleton des Blattes aufgegriffen hätte. „Als wäre nichts geschehen, ist der Iran auf der Buchmesse wieder zugelassen. Und belehrt von Golfkrieg und internationaler Entwicklung, bekennt Weidhaas in der Frankfurter Rundschau: „Es wäre beser gewesen, den Iran zuzulassen und eine Diskussion zu führen.“
Mit der Veröffentlichung des Textes gut eine Woche nach der Veröffentlichung meines Textes in der FR setze eine intensive, zuweilen mit Härrte und Unversöhnlichkeit geführte Debatte einn. Womöglich überrascht von dieser Intensität und bemüht um Schadensbegrenzung lud die Buchmesse für den 12. Oktober zur Podiumsdiskussion ein. Eingeladen waren die Journalistin Carola Stern, die als Verlagslektorin bei Kiepenheuer & Witsch gearbeitet hatte und die Themenfelder wie Menschenrechte, Frauenpolitik und Innenpolitik betreute und Mitbegründerin der westdeutschen Sektion von Amnesty International war, der Schriftsteller Uwe Friesel, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller, der Journalist, Publizist und Verleger Michael Naumann, damals Geschäftsführer des Rowohlt Verlags. Helmut von der Lahr, Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse und ich als Vertreter der Frankfurter Rundschau, der die Debatte ausgelöst hatte.
Ich erinnere mich gut an das Treffen aller Podiumsteilnehmer, an die frostige Atmosphäre, die vor allem Carola Stern mir gegenüber erzeugte, weil ich im Gegensatz zu ihr der Meinung war, dass ein Ausschluss der Verlage zwar moralisch sauber ist, in der Sache aber wenig bringt, weil unter Umständen die Falschen getroffen werden. In der Debatte war ich damals schon aus Respekt vor einer großen Vertreterin der deutschen Journalismus eher zurückhaltend. Das war ein Fehler, der mir seither auch nicht mehr unterlaufen ist.
Mitte Oktober 1991 hat das Börsenblatt des deutchen Buchhandels über die Diskussion berichtet.