90 Jahre sind keine Zeit für ein großes Projekt – deshalb nimmt das Land Hessen und die Metropolregion FrankfurtRheinMain wieder einmal Anlauf, um eine Internationale Bauausstellung (IBA) zu organisieren. Diesmal heißt das Projekt „Frankfurt Rhein-Main 2020+“ und kommt aus den Reihen der schwarz-grünen Landesregierung in Wiesbaden.
Weil nun mit einem Male wieder so viel Schwung in der löblichen Sache war, wollte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann nicht Abseits stehen – und rief umgehend zum „Tag der Metropolregion“ in den Frankfurter Römer, in dessen Verlauf auch eine Erklärung verabschiedet worden ist, aber ohne Landesvertreter, weil sie, wie es hieß, zu spät eingeladen worden seien.
Neu ist das alles nicht – neu ist lediglich, dass die Initiative dieses Mal vom Land Hessen kommt und durch das Frankfurter Solo konterkariert worden ist. Kaum also gibt es mutmaßlich neuen Schwung, da hängt schon wieder der Haussegen schief zwischen Stadt, Region und Land. Ludwig Landmann, jener weitsichtige Frankfurter Oberbürgermeister, der die Idee des Rhein-Mainischen Städtekranzes entwickelt hat, wird sich noch ein paar Jahrzehnte gedulden müssen, bis es so recht vorangeht mit Stadt und Region.
Ein kluger und erfolgreicher Mann einer Internationalen Bauausstellung, die weltweit Schlagzeilen gemacht hat, schrieb mir im Oktober 2001: „Beachtet und geachtet wird draußen, wenn die Meßlatte so hoch liegt, daß mit Spannung das Scheitern oder das Überspringen verfolgt wird. Dafür muss ein Ziel für eine zumindest 10 Jahre währende Arbeit markiert werden. Auf dem Weg dorthin muss eine wachsende Spannung entstehen bis zur Eröffnung der Ausstellung. Und diese Ausstellung wird kein Event sein wie eine Gartenschau oder eine Europäische Kulturhauptstadt doer eine Fußballweltmeisterschaft. Denn auch diese Event-Hüllen wirken abgespielt.“
Der Absender des Briefes war Karl Ganser, der Direktor der Internationalen Bauausstellung Emscher Park. Der erfahrene Macher benannte damals drei Themen für FrankfurtRheinMain, die es seiner Meinung nach „in sich haben“: Der Regionalpark, die Idee der offenen Stadt als tabubrechendes Experiment und die Idee, der virtuellen Community und der Wissensgesellschaft reale Welten zur Auseinandersetzung anzubieten.
Alles Weitere zum Thema gibt es hier: Die Entstehungsgeschichte der „Landschafts- und Strukturausstellung Regionale“, die ich damals – angeregt durch das Erlebnis IBA Emscher Park – zusammen mit dem Sprecher der IHK Frankfurt am Main, Matthias W. Send, auf den Weg gebracht habe. Und die am Ende, nachdem sie in die Metropolitana umfirmiert worden war, wie alle anderen Initiativen gescheitert ist.
Karl Ganser muss das schon 2001 geahnt haben. Er äußerte schon damals die Befürchtung, dass FrankfurtRheinMain zu satt und deshalb unfähig sei, eine so große Aufgabe gemeinsam zu meistern.