Landschafts- und Strukturausstellung „Regionale“ und die Metropolitana FRM

Rhein-Mainischer Städtekranz nach Ludwig Landmann
Rhein-Mainischer Städtekranz nach Ludwig Landmann

Seit Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts versucht die Stadt Frankfurt – manchmal mit, zuweilen auch gegen – die Region Rhein-Main ihre Rolle und ihr Selbstverständnis als global vernetzte Metropole zu finden und zu entwickeln. Begonnen hat die bis heute nicht abgeschlossene Selbstfindung mit der Konzeption eines Rhein-Mainischen Städtekranzes, den Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister Ludwig Landmann (Bild) 1924 vorgestellt hat. Der guten Idee lag die simple Einsicht zugrunde, den politisch zersplittertenVerflechtungsraum als einen ganzen wirtschaftlichen Handlungsraum zu begreifen.

Seither ringen Stadt und Region darum, auf welchem Weg dieses Ziel zu erreichen ist. Ein häufig postuliertes, aber ebenso häufig gescheitertes Instrument, den Menschen die Metropolregion FrankfurtRheinMain als gemeinsamen Lebens- und Wirtschaftsraum zu vermitteln, ist die Idee einer Internationalen Bauausstellung (IBA) nach dem Vorbild der IBA Emscher Park (1990 bis 2000) im Ruhrgebiet.

Von Ludwig Landmann zu Peter Feldmann

Die Idee ist in den vergangenen 20 Jahren immer wieder auch von unterschiedlichen Akteuren auf Landes- wie auf kommunaler und/oder regionaler Ebene variiert und interpretiert worden. Allen Initiativen eigen ist die Tatsache, dass in erstaunlicher Regelmäßigkeit auf Phasen intensiver Aktion Jahre der Passivität gefolgt sind. Um schließlich neue Akteure auf den Plan zu rufen, die mit einem Male feststellen, dass es um die Identität der Region schlecht bestellt sei, weshalb im bewährtem Aktionismus alle Beteiligten wieder von vorne beginnen und viele Fehler erneut begehen, die in den Jahrzehnten zuvor genauso fleißig erarbeitet wie konsequent gemacht worden sind.

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann
Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann

So geht das Spiel nun eine Weile, und die neuerliche Initiative des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (Bild) folgt diesem bewährten Drehbuch, das eine unterhaltsame Tagikomödie sein könnte, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Heute lauten die Zauberwörter „Tag der Metropolregion“ und „Frankfurt RheinMain 2020+“ – gemeint aber ist das alte, leidige Thema: Wie vermittele ich den Menschen, dass Frankfurt und die Region Rhein-Main ein Handlungs- und Wirtschaftsraum sind?

Die Erklärung zur Zukunft der Metropolregion (Download) ist im April von hochmögenden Damen und Herren unterzeichnet worden. Was der Landtag im März der Regierung empfohlen hatte, nämlich einen Staatsvertrag mit Rheinland-Pfalz und Bayern zu unterzeichnen, um in der Sache voranzukommen, das haben dann ein paar Wochen später Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen im Römer beim Tag der Metropolregion ebenfalls gefordert und signiert – frei nch dem Motto „Doppelt hält besser“.

Abgesehen von der Forderung nach einem Staatsvertrag und den Handlungsfeldern, die Teil des Vertrages sein sollten, forderten oder empfahlen die Beteiligten – ob nun im Landtag oder im Römer – nichts. So gesehen sind diese Initiativen die inhaltlich bescheidensten, die seit Ludwig Landmanns Rhein-Mainischem Städtekranz formuliert worden sind.

Die Landschafts- und Strukturausstellung „Regionale“

Die Landschafts- und Strukturausstellung „Regionale“, die ich als Redakteur der Frankfurter Rundschau damals in Kooperation mit dem Sprecher der IHK Frankfurt am Main, Matthias W. Send, auf den Weg gebracht habe, zählt zu diesen – am Ende – gescheiterten Initiativen. Als aus der „Regionale“ die „Metropolitana“ geworden war und sich im Zuge dieses Wandels eine zielgerichtete Inititiative in ein Wünsch-Dir-was-Programm unterschiedlichster Interessen verwandelt hatte, war auch dieser Vorstoß zum Scheitern verurteilt.

Allerdings: Der fruchtbare Gedankenaustausch, zu dem ich damals mit vielen Akteuren zusammengekommen war, unter ihnen Thomas Sieverts (S.K.A.T. Bonn), Wolfgang Christ (Bauhaus-Universität Weimar). Walter Siebel (Universität Oldenburg), Karl Ganser (ehemaliger Direktor IBA Emscher Park), Werner Kappes (Hanke, Kappes und Partner), Ingeborg Flagge (ehemalige Direktorin des Frankfurter Architekturmuseums)  und vor allem die Interviews und die manchmal langen Gespräche mit den Vertretern der Wirtschaft in der Metropolregion FrankfurtRheinMain haben am Ende geholfen, Strukturen und Stärken dieser Region erkennbar und die Möglichkeiten sichtbarer zu machen, die es für die Metroppolregion unvermindert gibt.

Frankfurt 010115OE278 Regionale, FR-Veranstaltung zur Planung der Internationalen Bauausstellung IBA Gruppenbild. BITTE SICHERN. Hessen Foto: Rolf Oeser
Abschluss der Auftraktkonferenz der Frankfurter Rundschau und der IHK Frankfurt am Main für die Landschafts- und Strukturausstsellung Regionale Mitte Januar 2001. Im Bild (v.l.): Der Vorsizende des Vorstands der Flughafen AG, Wilhelm Bender, Aventis Pharma Chef Heinz Werner Meier, IHK Frankfurt am Main-Präsident Wolf Klinz, Christoph Groß von Arthur Anderson, der Sprecher des Vorstandes der Deutschen Bank, Rolf E. Breuer, Procter&Gamble Deutschland-Chef Rainer Bastian, Messe Frankfurt Chef Michael von Zitzewitz, Eike-Rolf Michael (Telekom Deutschland), Landesbank-Chef Hans Reckers und der Stellvertretende Chefredakteur der FR, Hans-Helmut Kohl. Foto: Rolf Oeser

Höhepunkt dieser Entwicklung war die Konferenz Mitte Januar 2001 in der IHK Frankfurt mit den Spitzen der Wirtschaft, die Träger der Idee und des Projektes werden sollten und es damals zu Beginn der Initiative auf waren: Rolf Breuer (Deutsche Bank), Wilhelm Bender (Flughafen Frankfurt), Heinz Werner Meier (Aventis Pharma), Wolf Klinz (IHK Frankfurt am Main), Christoph Groß (Arthur Anderson), Rainer Bastian (Procter&Gamble), Michael von Zitzewitz (Messe Frankfurt), Eike-Rolf Michael (Deutsche Telekom) und Hans Reckers (Landeszentralbank).

Entstanden ist damals auch ein Reader unter dem Titel „Die Landschafts- und Strukturausstellung Regionale – Eine Serie der Frankfurter Rundschau„, der Interviews, Beiträge und Analysen zum Thema enthält, die auch heute noch lesens- und bedenkenswert sind (Download).

Prof Dr. Joachim Blatter
Prof Dr. Joachim Blatter.

Bei aller Kontinuität im Thema über die vergangenen 90 Jahre gibt es doch zwei Diskontinuitäten, an die erinnert werden muss. Da ist einmal die Analyse eines Politkwissenschaftlers, die seit elf Jahren geflissentlich überhört und überlesen wird. Prof. Dr. Joachim Blatter (heute Universität Luzern) hat in seinem Beitrag „Metropolitan Governance in Deutschland: Normative, utilitaristische, kommunikative und dramaturgische Formen der politischen Steuerung“ (Download) folgenden Schluss gezogen: „Obwohl das Thema regionale Identität in dieser Region (FrankfurtRheinMain, d. Verf.) seit Beginn der 1990er Jahre auf der Tagesordnung stand, sind alle Versuche, eine solche Identität zu induzieren, gescheitert. Es ist deswegen auch nicht mehr verwunderlich, dass das konzeptuelle Niveau der politischen Diskussion in den letzten Jahren wieder dort angekommen ist, wo es vor einem Jahrhundert war.“

Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister Ludwig Landmann
Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister Ludwig Landmann

Was den Rückschritt angeht, gibt es eine weitere Diskontinuität – auch wenn Wirtschaftszahlen nur einen Teil der Wahrheit vermitteln, die sich aus der näheren Distanz und angesichts einer wachsenden Stadt mit ihrer zunehmenden Zahl von Arbeitsplätzen nicht sofort erschließt: Seit Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat die Metropolregion (in diesem Fall in den Grenzen des Regierungspräsidiums Darmstadt) im Vergleich zu anderen Regionen in Europa an Kraft verloren (NUTS II-Ebene). Vom ehemals dritten Platz beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf damals ist die Region bis heute auf Platz 15 zurückgefallen – Tendenz weiter fallend, weshalb in diesem Fall eher von Kontinuität zu sprechen wäre.

Das gilt nicht zuletzt für die Frankfurter Rundschau, die längst vergessen hat, dass einmal aus diesem Hause eine Initiative für eine IBA FrankfurtRheinMain gekommen ist, die bundesweit Aufsehen erregt hatte.

 

Siehe auch den „Vortrag zur Lage der Metropolregion FrankfurtRheinMain im Jahr 2014

Michael Boddenberg: „Die Weiterentwicklung der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main muss gemeinsames Interesse aller Akteure sein

 

  • Regionale, FR-Veranstaltung zur Planung der Internationalen Bauausstellung IBA in Frankfurt am Main in der IHK Frankfurt am Main Januar 2001. Foto: Rolf Oeser